Polizei beendet traditionelle Weihnachtsparty in der Habsburg

28.12.2016, 11:45 Uhr
· Online seit 27.12.2016, 17:17 Uhr
Für viele Rheintaler ist die Weihnachtsparty im Restaurant Habsburg beinahe so sehr zur Tradition geworden, wie das vorangehende Festessen mit der Familie. Doch dieses Jahr setzte die Polizei dieser Tradition ein Ende.
Stephanie Martina
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Mit «Alle Jahre wieder» hat das Restaurant Habsburg auf seiner Homepage zur traditionellen Weihnachtsparty eingeladen. Wie jedes Jahr um diese Zeit sollten mehrere hundert Gäste aus dem ganzen Rheintal den Heilig Abend im Widnauer Lokal ausklingen lassen können. Doch dieses Jahr fand diese Tradition ein abruptes Ende: «Nach Mitternacht kam die Polizei und sagte, dass sie wegen unserer Party eine Lärmklage erhalten habe. Die Polizisten wollten wissen, ob wir eine Bewilligung hätten und ich erklärte, dass keine Bewilligung vorliegt, aber dass wir diese Weihnachtsparty seit 26 Jahren ohne Bewilligung veranstalten - bisher immer ohne jegliche Probleme», berichtet Habsburg-Inhaber Peter Sieber. Daraufhin habe die Polizei lediglich verlangt, dass die Musik leiser gestellt werde und sei wieder gegangen.

Polizei verlangt Räumung des Lokals

Doch falls Peter Sieber zu diesem Zeitpunkt gedacht hatte, dass seine traditionelle Weihnachtsparty nun zwar leiser, aber im Grunde wie gewohnt weitergehen könne, hat er sich getäuscht. Etwa 45 Minuten später bemerkte der Lokalinhaber, dass er zwei verpasste Anrufe auf seinem Telefon hatte. Es war der Polizist, mit dem Peter Sieber bereits zuvor gesprochen hatte. «Er sagte, dass die Habsburg innert einer halben Stunde geräumt sein muss und sie vorbeikommen werden, um zu prüfen, dass die Party auch wirklich beendet sei. Ich war völlig perplex. Wie sollte ich mehrere hundert Menschen innert 30 Minuten aus dem Lokal schaffen, ohne dass die Räumung in einer gefährlichen Situation endet?»

Eigentlich hatte sogar das Beenden des Weihnachtsfest in der Habsburg Tradition. Zuerst wurde jeweils die Heizung ausgeschaltet, dann wurde das Licht an- und die Musik leiser gemacht und schliesslich wurde der Barbetrieb eingestellt. Auch dieses Jahr hätte die Leerung des Lokals nach diesem bewährten Plan ablaufen sollen, doch von einer Minute auf die andere sah sich Peter Sieber gezwungen, die Party zu beenden. «Ich hatte grossen Respekt davor. Ich machte also die Musik aus und wollte kurze Zeit später die Barleute informieren, dass sie keine Getränke mehr ausschenken sollten, als die Polizei erneut auffuhr, dieses Mal mit einem grösseren Aufgebot.»

Neun Polizisten trafen vor der Habsburg ein. Sofort sei Peter Sieber nach draussen gelaufen und habe ihnen erklärt, welche Vorkehrungen er getroffen habe, dass es keine Musik und keine Drinks mehr gebe. Drei Polizisten hätten sich davon überzeugen wollen und begleiteten den Inhaber zurück ins Lokal. «Sie verlangten, dass ich den Leuten sage, dass sie das Lokal sofort verlassen sollten. Für mich war das eine Extremsituation», sagt Peter Sieber. Daraufhin wurden Securitas angefordert, um mit ihrer Hilfe die Habsburg zu leeren. Um drei Uhr morgens war das Lokal leer.

«Genügend lange Frist gewährt»

Die Polizei sagte gegenüber TVO, dass das Lokal grundsätzlich aufgrund der Uhrzeit schon beim ersten Besuch der Polizei hätte geschlossen werden müssen. Man habe sich jedoch noch kulant gezeigt. Nach interner Rücksprache habe man sich jedoch dazu entschieden, den Inhaber der Habsburg zur Schliessung aufzufordern.

Es sei der Polizei bewusst, dass es nicht einfach sei, ein Lokal mit zahlreichen Besuchern innert kurzer Zeit zu schliessen. Man denke jedoch, dass man der Habsburg eine genügend lange Frist gewährt habe, das Restaurant zu räumen. Polizeisprecher Florian Schneider macht auch darauf aufmerksam, dass Lokalbetreiber, die ohne Bewilligung solche Partys veranstalten, damit rechnen müssen, dass ihre Veranstaltung jederzeit enden könne.

Viele enttäuschte Gesichter

Dass die Weihnachtsparty ein derart überraschendes und abruptes Ende nehmen musste, können Peter Sieber und seine Frau Mägi auch Tage später noch kaum fassen. «Die Stimmung war am Boden. Niemand konnte verstehen, warum wir das Lokal leeren mussten, obwohl der ganze Abend wie immer friedlich verlaufen war», sagt Peter Sieber. Sowohl bei den Gästen als auch beim Personal sei die Enttäuschung riesengross gewesen. Einige Besucher hätten zunächst gedacht, dass es sich um einen Scherz handle, doch als sie draussen die Polizeiautos sahen, war jedem schlagartig klar, dass die Situation ernst war. Wer mit seiner Lärmanzeige dafür gesorgt hat, dass das Weihnachtsfest in der Habsburg ein frühzeitiges Ende fand, wissen Peter und Mägi Sieber nicht. Mit Sicherheit wissen sie jedoch, dass an diesem Heiligen Abend etwas verloren gegangen ist. «Es ist, als wäre eine Tradition gestorben. Es fühlt sich nicht mehr weihnachtlich an», sagt Mägi Sieber.

TVO-Beitrag zum vorzeitigen Ende der Habsburger Weihnachtsparty:

veröffentlicht: 27. Dezember 2016 17:17
aktualisiert: 28. Dezember 2016 11:45
Quelle: stm

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