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Der Toggburger Werner Stauffacher ist einer der letzten Weissküfer der Schweiz

Weissküfer

«Ich erhalte unser Brauchtum»

30.08.2019, 16:44 Uhr
· Online seit 10.12.2018, 06:48 Uhr
Traditionell verzierte Holz-Butterfässli und Fahreimer kommen aus den Werkstätten von Weissküfern. Doch in der Schweiz gibt es nur noch vier solcher Betriebe. FM1Today hat jenen von Werner Stauffacher im Toggenburg besucht.
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Die ersten weissen Flocken fallen an einem Novembermorgen über der Schwägalp. Es ist kalt und grau. Doch im Innern der Weissküferei Stauffacher im Riet, Ennetbühl herrscht ein warme, freundliche und entspannte Stimmung. Leise sind regelmässige Schnitzgeräusche in der Werkstatt zu hören.

FM1Today hat Werner Stauffacher im Rahmen der Serie «Die Letzten ihrer Art» besucht. Während des Dezembers werden weitere Persönlichkeiten, welche die letzten in ihrem Handwerk sind oder einen speziellen Beruf ausüben, vorgestellt. Alle Porträts im Überblick gibt es hier.

Weissküfer Werner Stauffacher (58) zeigt das Verkaufsgeschäft gleich neben der Werkstatt. Die Regale sind gefüllt mit Küchenbrettchen, Holzschalen, kleinen Butterfässli, Schmuckkästchen und Holztieren. Und natürlich mit den wunderschönen, traditionell verzierten Melkeimern und grossen und kleinen Fahreimern.

Werner Stauffacher und Mitarbeiter René Lusti in der Werkstatt:

Ursprünglich haben Weissküfer das Senngeschirr – die Holzgegenstände für die Milchverarbeitung – hergestellt. Der Name Weiss bezeichnet das helle Holz, Ahorn und Fichte, das dafür benutzt wird. Doch seit der Modernisierung der Milchwirtschaft nach dem zweiten Weltkrieg ist dieser Bedarf stark gesunken. Senngeschirr aus Holz wird mittlerweile vor allem noch fürs «Öberefahre» (der Alp-auffahrt, -Abfahrt und die Viehschau) genutzt und von Leuten, die Freude an diesem traditionellen Weissküfer-Handwerk haben.

«Diese Arbeit ist Teil unserer Kultur»

In der Schweiz gibt es mittlerweile noch vier Weissküfereien. Werner Stauffacher im Riet übt diesen Beruf bereits seit 40 Jahren aus, seit mehr als 20 Jahren arbeitet Weissküfer René Lusti bei ihm.

Stauffacher ist überzeugt, dass dieses Handwerk nicht so schnell gänzlich verschwinden wird. «Solange es Leute gibt, die das ‹Sennische› lieben, wird es auch dieses Holzgeschirr brauchen», sagt Stauffacher. In der ganzen Schweiz ist man wieder traditionsbewusster geworden, das Interesse für Schwingfeste und Viehschauen wächst kontinuierlich. «Mit meiner Arbeit pflege und erhalte ich unser Brauchtum, sie ist ein Teil unserer Kultur und Geschichte.»

Bereits seit den 60er-Jahren stellen Weissküfer auch Gebrauchsgegenstände für «Nichtbauern» her: Die Holzschalen, Schneidbretter und Pfeffermühlen sind hochwertige Küchenutensilien. Die Wanduhren, Schmuckkästchen oder hölzernen Ordner von Stauffacher wirken wie wahre Kunsthandwerk-Schätze und die handgeschnitzen Geisslein oder Kühe dürften wohl für manche Generationen von Kinderhänden geschaffen sein.

Vom Zersägen bis Schnitzen - alles aus einer Hand

Während des Gesprächs läutet das Telefon. Ein Bekannter will Stauffacher eine Linde verkaufen, doch ihr Umfang ist zu gross für die hauseigene Sägerei. «Das Faszinierende an meinem Beruf ist, dass ich ein Rohmaterial verarbeite, das in meiner Umgebung wächst», sagt Stauffacher. Er zersägt, lagert, trocknet das Holz selbst. Dann folgt das Zuschneiden, das Hobeln und Schnitzen, Patinieren und Lackieren. «Das traditionelle Senngeschirr bleibt nach dem Schnitzen roh, Ziergegenstände hingegen bekommen je nachdem noch eine Patina und Lackierung.»

Ausgleich in der freien Natur und dem Brauchtum

Doch so einladend und warm die Stimmung in der Werkstatt ist, Stauffacher braucht einen Ausgleich zur konzentrierten Feinarbeit in der Werkstatt. «Diese finde ich in der Landwirtschaft und bei den Kutschenfahrten.» Neben der Weissküferei führt er zusammen mit seiner Familie einen kleinen Landwirtschaftsbetrieb mit 18 Mutterkühen, Kälbern und einer kleinen Hühnerschar.

Auch vier Pferde hält Stauffacher, diese setzt er für historische Postkutschenfahrten während der Sommermonate ein. Mit einer originalgetreu nachgebauten Postkutsche führt die Fahrt durch die Alpsteinkulisse von Ennetbühl über die Schwägalp nach Urnäsch. «Diese Fahrten auf dem Kutschbock geniesse ich immer sehr.»

veröffentlicht: 10. Dezember 2018 06:48
aktualisiert: 30. August 2019 16:44
Quelle: FM1Today

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