Schütze von Rehetobel begeht Selbstmord

03.01.2017, 23:50 Uhr
· Online seit 03.01.2017, 10:04 Uhr
Zwei Beamte der Ausserrhoder Kantonspolizei wurden am Dienstag in der Gemeinde Rehetobel bei einer Hausdurchsuchung angeschossen und schwer verletzt. Der mutmassliche Täter, ein 33-jähriger Mann, flüchtete daraufhin und konnte stundenlang nicht festgenommen werden. Beim Versuch, ihn zu verhaften, richtete er sich selbst und starb.
René Rödiger
Anzeige

«Ich werde diesen Tag nie vergessen», sagt der Kommandant der Kantonspolizei Appenzell Ausserrhoden Reto Cavelti. Was harmlos begonnen hat, endete in einem Worst-Case-Szenario für die Polizei: Der Ausserrhoder Polizeikommandant bedankte sich am Ende der Medienkonferenz bei allen Einsatzkräften. Nun gehe es darum, den Einsatz professionell zu Ende zu führen und sämtliche Gebete dem 29-jährigen, schwerst verletzten Polizisten, zu widmen.

Laut Hanspeter Saxer, Mediensprecher der Kantonspolizei Appenzell Ausserrhoden, waren mehrere Polizisten kurz nach 9 Uhr bei einer Hausdurchsuchung. Plötzlich habe ein 33-jähriger Mann auf die Beamten geschossen. Zwei Polizisten verletzten sich dabei. Sie wurden mit der Rettungsflugwacht in Spezialkliniken gebracht und bereits operiert. Ein Polizist befindet sich nach wie vor in einem kritischem Zustand, heisst es in einer Mitteilung.

Verhandeln, «damit kein Blut mehr fliesst»

Der Täter, der zu Fuss flüchtete, konnte kurz vor Mittag vor einer Liegenschaft in der Nähe des Dorfs Rehetobel lokalisiert, aber während mehrerer Stunden nicht verhaftet werden. «Wir befinden uns in Sichtkontakt mit dem Mann», so Hanspeter Saxer, Sprecher der Ausserrhoder Kantonspolizei, am Nachmittag auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda.

Die Polizei verhandelte mit der Unterstützung von Kommunikationsspezialisten mit dem Täter, wie Saxer gegenüber FM1Today sagte, «damit nicht noch mehr Blut fliessen muss». Man wolle die Person motivieren, sich selber zu ergeben. Beim Versuch, den 33-Jährigen festzunehmen, beging dieser Selbstmord. Mediensprecher Saxer zufolge war der Täter der Polizei wohl schon länger namentlich bekannt.

Gemeindepräsident weiss nur aus Medien von Vorfall

Peter Bischoff ist seit einem halben Jahr Gemeindepräsident von Rehetobel. «Der erste Gedanke, den ich hatte, war, ob solche Probleme jetzt auch das Land erreichen», sagte er im Interview mit Radio FM1. Er wisse allerdings nur aus den Medien von den Vorkommnissen, die Polizei habe die Gemeinde nicht separat informiert. «Die Personen draussen, die sich im Internet aufhalten, wissen mehr, als wir.»

«Interessant wird, zu erfahren, welches Motiv der Täter hatte und welche Person dahinter steht, ob es ein Einheimischer ist oder ein Ausländer», meinte Bischoff. Der Schulpräsident der Gemeinde habe ihn angerufen, ob er jetzt die Schule schliessen müsse, «aber da wussten wir schon, dass die Polizei den Täter gefunden hat».

«Bin ziemlich schockiert»

Ein älterer Herr sagte gegenüber FM1Today, dass er seit 35 Jahren in Heiden wohne, aber noch nie so etwas erlebt habe. «Ich bin ziemlich schockiert und gebe zu, dass mir das Vorgefallene auch ein wenig Angst einjagt.»

Zwei Personen im Kaien reanimiert

Ein Anwohner erzählte unserem Newsportal weiter, dass seine Frau gesehen habe, wie zwei Personen auf der Strasse durch das Kaien-Quartier reanimiert und anschliessend abtransportiert wurden. Er selbst habe zum Mittagessen nicht nach Hause fahren können, da das Gebiet um den Tatort gesperrt sei. Der Bus habe durchfahren können, sei allerdings kontrolliert worden, berichtete der Mann.

Beim Tatort handelt es sich laut dem Anwohner vermutlich um einen Schuppen neben einem Restaurant. «Allerdings weiss ich nicht, wem der Schuppen gehört und was darin eingelagert ist.»

(Keystone)

Verschiedene Polizeikorps unterstützen Kapo AR

Die Interventionseinheit «Säntis» der Ausserrhoder Kantonspolizei war vor Ort. Diese wurde gemäss einer Polizeimeldung durch die Stadt- und die Kantonspolizei St.Gallen, das Forensische Institut der Stadtpolizei Zürich sowie Angehörige des Rettungsdienstes und der Feuerwehr unterstützt.

«Kein Terrorakt»

«Für die Bevölkerung besteht keine Gefahr. Es handelt sich nicht um einen Terrorakt», schrieb die Kantonspolizei Appenzell Ausserrhoden. Weshalb es zur Hausdurchsuchung kam, gab die Polizei nicht bekannt.

Wegen des Polizeieinsatzes waren die Verkehrswege von Kaien/Rehetobel nach Heiden und Oberegg gesperrt. Es wurden Umleitungen ausgeschildert.

veröffentlicht: 3. Januar 2017 10:04
aktualisiert: 3. Januar 2017 23:50
Quelle: saz/lag/stm

Anzeige
Anzeige