Schilder-Erkennung: Es gibt noch Luft nach oben

26.11.2018, 16:16 Uhr
· Online seit 16.11.2018, 07:49 Uhr
Mono- und Stereokameras als Komponenten einer Reihe von Fahrassistenz-Systemen können so gut wie alles sehen, aber noch nicht hundertprozentig alles richtig zuordnen und interpretieren.
Angela Mueller
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Ohne Elektronik geht bald gar nichts mehr. Die Roboterisierung des Autofahrens ist auf dem Weg, so weit zu gehen, dass der Mensch weder denken noch lenken muss. Das stetig wachsende Konvolut an Assistenzsystemen bereitet uns Schritt für Schritt auf die Fahr-Automatisierung vor. War es vor noch gar nicht langer Zeit das elektronische Stabilitätsprogramm, das zwar die Grenzen der Mobilitäts-Physik auch nicht ausschalten kann, aber immerhin – im Schleuderfall – bis an die äussersten Grenzen verschieben, gibt es mittlerweile elektronische Helfer für so gut wie alle Fahr-Aktionen.

Nahe beim vollautomatischen Fahren

Bis hin zum Lenken, siehe aktiver Spurhalte- und Einparkassistent, was aber noch nicht bedeutet, dass man in voller Fahrt lässig die Hände vom Steuer nehmen darf, das bedarf noch einer vollständigen gesetzlichen Klärung. Hersteller wie Mercedes, BMW und Audi inklusive Schwestermarken und so gut wie alle anderen Autohersteller ziehen nach oder sind gleichauf. Sie offerieren eine Reihe von Hightech-Features, die bereits sehr nahe ans vollautomatisierte Fahren reichen. Tesla nicht zu vergessen, wobei jedoch das als «Autopilot» bezeichnete Assistenzsystem-Konvolut zu Missverständnissen (und fatalen Folgen) geführt hat. Dies weil der Reifegrad der Fahr-Roboterisierung überschätzt wurde.

Stereo-Kameras sehen mit

Unter all den durchwegs weitgehend friktionsfrei funktionierenden Fahr-Unterstützern sorgt jedoch ein System bei allen Herstellern häufig für Diskussionen: Die Verkehrsschilderkennung, speziell in Bezug aufs Anzeigen des jeweiligen Speed-Limits. In den GPS-Daten der Navis sind Tempo-Vorschriften weitgehend standardmässig hinterlegt. Für Flexibilität sorgen soll ein Kamera-basiertes System. Die Zusatz-Augen «lesen» die jeweiligen Verkehrsschilder, liefern eine entsprechende Anzeige entweder ans Cockpit-Multifunktionsinstrument oder aufs Navi-Display oder auf beides. Ein Beispiel dafür ist das «EyeSight-System» von Subaru. In Nachempfindung des menschlichen Sehapparats ist im Bereich des Innenspiegels eine Stereo-Kamera montiert.

Temporäre Geschwindigkeitslimiten

Nun sind die Objektive der Kameras, ob mono oder stereo, nicht alleine auf Verkehrschilder gerichtet, sondern sie registrieren permanent das gesamte Panorama im Bereich der gefahrenen Strecke. Dazu gehören parallele Verkehrswege und auch temporäre Baustellen-Tempolimiten. Und da kann es passieren, dass auf der Autobahn, bei Tempolimit von 100 Stundenkilometern, von der Verkehrszeichenerkennung plötzlich 30 km Stundenkilometer empfohlen werden.

Noch immer problematische Situationen

Die Software-Entwickler arbeiten daran, den Kameras die richtige Zuordnung nicht nur von Verkehrsschildern und dazu die jeweils adäquate Interpretation beizubringen. Trotz Beteuerungen, dass das bereits klaglos funktioniert sind fallweise – und das bei fast allen Marken – die angezeigten GPS-und Verkehrschilderkennungs-Daten nicht kongruent. Problematisch werden kann es bloss, wenn das Schildererkennungssystem mit dem Tempomat direkt korrespondiert. Und das Auto bei 100 auf 30 zügelt oder umgekehrt. Doch das sollen gewissermassen Kinderkrankheiten sein, wie anfangs das teils übereifrige Eingreifen von Notbremssystemen.

Text: Beatrix Keckeis-Hiller

veröffentlicht: 16. November 2018 07:49
aktualisiert: 26. November 2018 16:16

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