Schüler protestieren mit Fünfräpplern gegen Schiffzuschlag

· Online seit 09.12.2016, 11:16 Uhr
Zürcher Schüler müssen mit dem neuen Fahrplan ab Montag fünf Franken pro Schifffahrt bezahlen. Weil ihr Schulweg dadurch deutlich teurer wird, haben sie sich eine Protestaktion ausgedacht. Am Montag wollen sie die fünf Franken mit Fünfräpplern bezahlen. Die Schifffahrtsgesellschaft hat zur Vorbereitung Waagen organisiert.
Fabienne Engbers
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Der so genannte Schiffzuschlag muss ab dem nächsten Jahr für die Schifffahrt auf dem Zürichsee bezahlt werden. Er kostet fünf Franken und gilt für einen Tag. Die Zürcher Regierung hat sich im April 2016 für diesen Zuschlag entschieden. Er muss zu jedem Billet gekauft werden, egal ob GA, Zonenabo oder Einzelfahrkarte. Mehr als 150 Schüler des Gymnasiums Küsnacht, die ihren Schulweg mit dem Schiff bestreiten, müssen wegen dieser Neuerung ab Montag jeden Tag fünf Franken mehr für ihren Schulweg blechen. Deshalb haben die Schüler und Schülerinnen einen Protest gestartet.

Aufpreis in Fünfräpplern zahlen

Laut 20 Minuten ruft die Gruppe «SchülerInnen gegen Sparmassnahmen» dazu auf, den Aufpreis mit Fünfräpplern zu bezahlen. Am Montagmorgen werden sie am Anlegesteg in Thalwil mit genügend Fünfräpplern bereit stehen. «Mal sehen, wie viele Foiferli sie auf dem Schiff verkraften», schreiben die Verantwortlichen.

Die Aktion wird aber einmalig sein. Für Schüler gibt es ein «Aufpreis-Abo», mit dem sie für 90 Franken das ganze Jahr auf den Schiffen fahren können, die Erwachsenen bezahlen für diesen Aufpreis 150 Franken.

Die Leidtragende ist die ZSG

Der Regierungsrat  Zürich hat sich für diesen Aufpreis entschieden, die Zürichsee Schifffahrt ZSG muss die Folgen nun ausbaden. «Die ZSG hatte gar keine Entscheidungsgewalt», sagt Mediensprecherin Wiebke Sander gegenüber FM1Today. Sie muss den Protest der Schüler am Montag entgegen nehmen. «Auf der einen Seite müssen wir die Fünfräppler zählen und die Fahrkarten ausstellen, auf der anderen Seite müssen wir auch unseren Fahrplan unbedingt einhalten, das wir dann zum Problem werden.»

Deshalb bereitet sich die ZSG dementsprechend vor. «Fünf Franken in Räpplern wiegen etwa 180 Gramm», sagt Wiebke Sander. Auf jedem Schiff soll eine Waage mitfahren, um den Schülern schnell ein Ticket auszustellen. So soll der Fahrplan eingehalten werden. «Die Schüler protestieren in diesem Fall nicht gegen die ZSG, sondern gegen die Regierung und man kann ihnen das nicht verbieten, die ziehen das jetzt durch», sagt Wiebke Sander. Die ZSG muss entgegenwirken und auf den Protest reagieren.

Rektor und Politiker zeigen Verständnis

Die SP-Kantonsrätin Rosmarie Joss versteht die Schüler: «Ich habe volles Verständnis dafür», sagt sie gegenüber 20 Minuten. Auch der Rektor des Gymnasiums Küsnacht kann den Protest der Schüler nachvollziehen. «Ich verstehe den Unmut der Schüler, deshalb verstehe ich auch, dass die Schüler den Zuschlag boykottieren wollen. Für Pendler ist der Aufpreis absolut unverhältnismässig.»

Christian Grüter muss selbst jeden Tag einmal um den See herum. «Da ich meistens mit dem Velo unterwegs bin, betrifft mich der Zuschlag vor allem im Winter bei Schnee und Eis.» Der Rektor ist nicht bereit, zusätzlich zu seinem GA einen Aufpreis zu bezahlen. «Ich werde deshalb nun mit dem Zug über den Hauptbahnhof verkehren», sagt er. Eine Viertelstunde braucht er für diesen Umweg. Er kann sich vorstellen, dass der Hauptbahnhof durch den Aufpreis in den Stosszeiten noch stärker belastet wird.

veröffentlicht: 9. Dezember 2016 11:16
aktualisiert: 9. Dezember 2016 11:16
Quelle: enf

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