Schulbeginn: «Luege, lose, laufe»

· Online seit 13.08.2018, 06:01 Uhr
Am Montag startet die Schule und viele Schülerinnen und Schüler müssen einige Fussgängerstreifen überqueren. Nicht immer verhalten sich die Autofahrer richtig. Um Unfälle zu vermeiden, sollten Eltern und Autofahrer einige Punkte beachten.
Stefanie Rohner
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Manuela aus Wittenbach nervt sich: «Ich war mit Kindern in Rorschach und wir wollten eine Strasse überqueren. Als wir etwa in der Mitte des Fussgängerstreifens waren, kam ein Auto mit hoher Geschwindigkeit daher. Ich habe mich in die Mitte des Fussgängerstreifens gestellt, die Hand gehoben und geschaut, dass die Kinder auf die andere Strassenseite kamen.»

Kurz nachdem Manuela ebenfalls über die Strasse gegangen war, sei das Auto hinter ihr durchgerast, «obwohl auch noch ein älteres Paar über die Strasse wollte». Manuela: «Ich würde mir wirklich wünschen, dass die Autofahrer gerade zum Schulbeginn ein bisschen mehr Rücksicht nehmen.»

Das Kind gut vorbereiten

Gerade zu Beginn des neuen Schuljahres müssen Autofahrer aufmerksam und geduldig sein. Es ist die Aufgabe der Eltern, ihr Kind schon vor Schulbeginn mit dem Strassenverkehr vertraut zu machen. Die Kantonspolizei trägt auch ihren Teil dazu bei.

Die Kantonspolizei St.Gallen beteiligt sich seit Jahren an der Aktion «Rad steht - Kind geht». In den ersten paar Schulwochen besucht die Polizei die Schulen und bringt den Kindern bei, wie sie sich am Fussgängerstreifen verhalten müssen.

«Wir prägen den Kindern das altbekannte ‹warte, luege, lose, laufe› ein. Für die Autofahrer gilt: Rad steht, Kind geht», sagt Florian Schneider, Mediensprecher der Kantonspolizei St.Gallen.

Er sagt, die Kinder lernen, erst dann die Strasse zu überqueren, wenn das Auto komplett still steht. Ein Erwachsener läuft vielleicht noch los, bevor das Auto ganz anhält. Kinder hingegen nicht. In den ersten paar Wochen müssen die Autofahrer deswegen viel Geduld mitbringen, sagt Schneider.

Das sagt auch Marc Kipfer, Mediensprecher bfu, der Beratungsstelle für Unfallverhütung. Das Kind hat eine andere Perspektive auf den Strassenverkehr. Da das Kind lernt, erst zu laufen, wenn das Auto still steht. Daher nützt es nichts, ihm ein Handzeichen zu geben. Das ist nur verwirrend für das Kind, sagt Kipfer.

Kinder kennen nicht alle Gefahren

Die Eltern sind natürlich ebenso stark gefragt. Sie sollten mit ihrem Kind schon vor Schulbeginn üben. «Eltern sollten mit ihrem Kind den Schulweg ablaufen. So können Eltern einschätzen, wo es gefährlich ist und allenfalls einen kleinen Umweg einplanen, um die Gefahren zu mindern. An jeder einzelnen Stelle muss den Kindern gezeigt werden, wie sie sich verhalten sollen», sagt Schneider.

Nicht der kürzeste, sondern der sicherste Weg sei gefragt. Die Kantonspolizei kommuniziert und sensibilisiert so oft wie möglich.

«Es gibt leider immer wieder solche, die diese Informationen nicht aufnehmen. Dagegen sind wir leider fast machtlos. Aber diejenigen, die es aufnehmen, setzen es gut um», sagt Schneider.

Er sagt, jeder Verkehrsteilnehmer ist in der Pflicht. «Kinder nehmen die Welt noch mit ganz anderen Augen war und kennen gewisse Gefahren noch nicht. Deswegen sind die Erwachsenen gefragt», so Schneider.

Autofahrer sollten deshalb die Geschwindigkeit in Wohn- und Schulgebieten reduzieren. Kinder machen auf dem Schulweg wichtige soziale Erfahrungen. Fahrzeuglenker sollten daher immer davon ausgehen, dass mehrere Kinder zusammen unterwegs sind. Wenn am Strassenrand ein Kind auf die andere Seite winkt, muss damit gerechnet werden, dass sogleich ein Kind die Strasse überquert.

Verbesserung zu langsam

Die Kampagne läuft schon seit vielen Jahren. Und sie hat wohl auch einige Unfälle verhindern können. Die Unfallstatistik in der Schweiz zeigt, dass Kinder ein bisschen weniger von den Verbesserungen profitieren, als andere Verkehrsteilnehmer.

Bei den Automobilisten gab es einen grossen Rückgang von schweren Verkehrsunfällen in den vergangenen Jahren. Im internationalen Vergleich liegt die Schweiz bei schweren Verkehrsunfällen ganz vorne mit den niedrigen Zahlen. In Sachen Verkehrssicherheit für Kinder auf dem Schulweg bewegt sich die Schweiz im Vergleich im Mittelfeld.

«Bei den Kindern geht die Verbesserung zu langsam voran, weswegen wir immer etwas dagegen unternehmen wollen, um die Situation weiter zu verbessern», sagt Kipfer.

veröffentlicht: 13. August 2018 06:01
aktualisiert: 13. August 2018 06:01
Quelle: str

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