Internet

60 Prozent der Internet-User üben Selbstzensur

24.10.2019, 17:16 Uhr
· Online seit 24.10.2019, 17:00 Uhr
Die jüngste Befragung der Universität Zürich zur Internetnutzung zeigt das erwartete Wachstum: Fast alle unter 50-Jährigen sind online, im Schnitt 25 Stunden pro Woche. Neu ist eine wachsende Skepsis: Fast 60 Prozent zensieren sich aus Angst vor Überwachung.
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Diese Nutzer schränken ihre Recherchen auf Suchmaschinen ein und halten auf Facebook und WhatsApp ihre Meinungen zurück. Sie haben das Gefühl, «dass diese Spuren zu Überwachungszwecken genutzt werden», schreibt das Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung, Abteilung Medienwandel & Innovation der Uni Zürich in einer Mitteilung vom Donnerstag.

«Abschreckungseffekte aufgrund eines Überwachungsgefühls sind demokratiepolitisch bedenklich», warnt Michael Latzer, Professor am Institut. «Sie bedrohen die Ausübung von Grundrechten und die gesellschaftliche Teilhabe via Internet.» 43 Prozent der 1122 Befragten finden nämlich, die Online-Überwachung schade der Gesellschaft und 45 Prozent befürchten, dass Unternehmen wie Facebook ihre Privatsphäre online verletzten.

Dennoch nutzen insgesamt 92 Prozent das Internet, die unter 50-Jährigen sogar fast zu 100 Prozent. Vier Fünftel sind auch unterwegs online. Nichtnutzer sind am Aussterben: Ihre Anzahl hat sich innert acht Jahren halbiert, absolut abstinent auf dem Netz sind noch geschätzte 340'000 Personen.

Viel Vertrauen in SRG und Bezahlzeitungen

Das Internet ist nicht nur punkto Information die wichtigste Quelle vor Zeitungen und TV, sondern schlägt mittlerweile auch bei der Unterhaltung das Fernsehen, hat die Studie ergeben: Von YouTube laden 63 Prozent Filme und 51 Prozent Musik herunter, Netflix wird von 42 Prozent angezapft, Spotify von 35 Prozent. Nur Menschen ab 70 bevorzugen noch Zeitung und Radio.

Doch auch die Jungen bringen Bezahlzeitungen und der SRG - neben den Behörden - ein grosses Mass an Vertrauen entgegen, nur dass sie das eben online tun. «Seiten von Gratiszeitungen und Inhalten auf sozialen Netzwerken wird weniger Vertrauen geschenkt», heisst es in der Mitteilung zur Studie. 63 Prozent halten zumindest die Hälfte aller Internetinhalte für glaubwürdig.

Der Demokratie nützt das Netz nicht viel

Neben News und Entertainment spielt das Internet auch beim Konsum eine wichtige Rolle: 87 Prozent der Schweizer Internetnutzer suchen online nach Produktinformationen. 82 Prozent kaufen online ein, 71 Prozent buchen ihre Reisen übers Internet. Über ein Drittel verkauft auch selber übers Netz.

Die Rolle des Internets für die Demokratisierung der Gesellschaft wird nur von einer kleinen Minderheit optimistisch betrachtet: 21 Prozent glauben, dass Bürger aufgrund der Internetnutzung mehr Mitsprache hätten. 27 Prozent hoffen auf mehr Macht, 39 Prozent glauben, sie würden Politik dank dem Internet besser verstehen und 27 Prozent gehen davon aus, dass sie von Politik und Verwaltung via Netz besser wahrgenommen würden. 51 Prozent wären auch sehr für E-Voting - die über 70-Jährigen eher weniger.

veröffentlicht: 24. Oktober 2019 17:00
aktualisiert: 24. Oktober 2019 17:16
Quelle: sda

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