Sicherheitskonzept

9 Schritte: So reist man in Zukunft am Flughafen Zürich

29.05.2020, 11:53 Uhr
· Online seit 29.05.2020, 04:30 Uhr
Kein Fiebermessen, dafür Putzroboter und 200 Desinfektionsspender: Der Flughafen Zürich, Swiss, Swissport und die Kantonspolizei haben neue Massnahmen für eine bessere Hygiene ausgearbeitet. Der Duty-Free-Verkauf ist ausgesetzt, an der Abgabe des Swiss-Schöggeli hält die Airline aber fest.
Benjamin Weinmann
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Ab Juni geht es wieder los. Dann möchte die Swiss ihr Flugvolumen von derzeit drei auf bis zu 20 Prozent steigern. Und auch ausländische Airlines möchten Zürich wieder vermehrt anfliegen. Um die Ansteckungsgefahr aufgrund der Corona-Pandemie zu minimieren, haben der Flughafen Zürich gemeinsam mit der Kantonspolizei, der Swiss und der Bodenabfertigungsfirma Swiss ein neues Schutzkonzept erarbeitet. Am Donnerstagmorgen präsentierten sie die Massnahmen.

Check-in:

Nach Möglichkeit wird nur noch jeder zweite Check-in-Schalter genutzt, damit die anstehenden Passagiere mehr Platz haben. Zudem gibt es Bodenmarkierungen für einen Sicherheitsabstand. Die Passagiere werden am Schalter, wo Plexiglas-Schutzscheiben stehen, darauf hingewiesen, dass sie für die Reise eine Maske tragen sollten. Entlang des ganzen Reiseprozesses wurden zudem rund 200 Desinfektionsspender installiert. Auch neue Putzroboter kommen zum Einsatz, sowie Selecta-Automaten mit Hygieneartikeln.

Sicherheitskontrolle

Die Passagiere werden so gut wie möglich über zwei Geschosse verteilt. Bei der eigentlichen Kontrolle tragen die Mitarbeitenden der Kantonspolizei Handschuhe und – nach eigenem Ermessen – Hygienemasken. Sie können zudem die Reisenden anweisen, eine Maske anzuziehen.

Grenzkontrolle

Die Kantonspolizei wird so viele Schalter wie möglich öffnen, damit sich keine langen Schlangen bilden. Zudem werden auch hier grössere Ansteh-Zonen geschaffen, damit das Social Distancing machbar ist.

Vor dem Abflug

«Zur Flugreise gehöre auch die Gastronomie und das Kommerzangebot», sagt Flughafen-Betriebschef Stefan Tschudin. Man plane ab dem 15. Juni ein minimales Angebot. Die Swiss entscheide im Juni, ob sie die Lounges wieder öffnen werde.

Boarding

Auch hier gibt es Mindestabstände beim Anstehen. Sind nicht immer zwei Meter Abstand möglich, so können die Angestellten eine Masken-Empfehlung ausrufen. Beim Schalter stehen Plexiglasscheiben, um Mitarbeitende und Passagiere zu schützen. Air Canada und Alitalia machen bereits heute in Zürich Kontrollen mit Fiebermessern, so genannte Exit-Screenings. Laut Swissport kommen mehr Busse zum Einsatz, damit sie während der Fahrt zur Maschine nicht zu voll sind.

An Bord

Swiss-Betriebschef Thomas Frick bestätigt das Ziel von 20 Prozent Flugvolumen ab Mitte Juni. Das entspricht 190 Flügen pro Woche an 41 Ziele. «An oberster Stelle steht der Schutz der Mitarbeitenden und der Fluggäste», sagt Frick. Die Reinigung der Kabine wird intensiviert, zum Beispiel bei den Tischen oder Anschnallgurten. Seit Anfang Mai empfiehlt die Swiss Angestellten und Reisenden das Tragen einer Maske, da man das Social Distancing nicht immer gewährleisten könne. Man werde Einschnitte in Kauf nehmen müssen. So habe man Magazine und Zeitungen aus der Kabine entfernt und der Duty-Free-Verkauf ist ausgesetzt.

Frick betont, dass das Ansteckungsrisiko an Bord aus technischen Gründen sehr gering sei. «Die Luftqualität an Bord ist definitiv besser als in Büros.» Man kenne auch keine Fälle, bei denen Passagiere in einem Flugzeug angesteckt wurden. In der First- und Business-Class arbeitet die Swiss nicht mehr mit offenen Tablets, Früchte müssen selber geschält werden. In der Economy erhält jeder Gast auf kurzen Flügen eine kleine PET-Flasche, auf den Offenausschank wird verzichtet. Auf Langstreckenflügen erhält man nach wie vor ein Glas oder ein Becher. «Die Swiss-Schöggeli stellen wir aber natürlich weiterhin zur Verfügung», so Frick.

Landung

Social Distancing ist auch hier das oberste Gebot. «Wir werden die grossen Flächen in den Docks und Terminals nutzen können, damit genügend Flächen zur Verfügung stehen», sagt Flughafen-Manager Tschudin. Bereits im März habe man ein so genanntes Entry-Screening vorbereitet, also das Fiebermessen für Einreisende, für den Fall, dass dies von den Behörden verlangt werde. Noch werde dieses aber nicht umgesetzt.

Einreise

Noch wird jeder Passagier kontrolliert. Ab dem 15. Juni fällt die Kontrolle aber zumindest für Flüge aus Deutschland, Österreich und Frankreich weg. «Für die Drittstaatsangehörigen ist die Zukunft noch ungewiss», sagt Ueli Zoelly, Chef der Flughafenpolizei. Die automatische Grenzkontrolle soll vermehrt benutzt werden.

Gepäckausgabe

Wenn immer möglich soll nur jedes zweite Gepäckband in Betrieb sein, um für genügend Abstand zu sorgen. Grosse Abhol-Komitees sind nicht erlaubt. Pro Passagier darf nur eine Person im Wartebereich sein. Dafür sind Zutrittskontrollen vorgesehen.

Die Swiss geht davon aus, dass bis Ende Jahr 50 Prozent des üblichen Flugvolumens erreicht wird. Die grosse Herausforderung sei, dass die Ablaufprozesse nicht auf ewig länger dauern sollen. «Sonst erreichen wir das Niveau von 2019 nie», sagt Swiss-Operationschef Thomas Frick.

Das Bundesamt für Gesundheit hatte vor einigen Tagen gesagt, dass man mit den Flughäfen auch generelle Fiebermessungen und Corona-Tests prüft (CH Media berichtete). Von dieser Massnahme wird nun aber abgesehen, wie Flughafen-Operationschef Stefan Tschudin sagt. Denn man könne auch ohne Fieber Träger des Virus sein. «Aber wenn die Regel von den Behörden käme, um Fieber zu messen, wären wir dafür ausgerüstet.» Für Corona-Tests wären hingegen die Schweizer Behörden zuständig, nicht der Flughafen, so Tschudin.

Und warum bleibt es nur bei einer Masken-Empfehlung statt einer Masken-Pflicht? «Das müssten wir von Land zu Land juristisch prüfen», sagt Swiss-Manager Frick. Unklar sei dann auch, wie das Kabinenpersonal mit Passagieren umgehen müsste, die keine Maske tragen. «Deshalb belassen wir es bei der Empfehlung.» Die Erfahrung habe bisher gezeigt, dass praktisch alle Passagiere dieser Empfehlung folgen würden. Zudem erwarte er einen grossen Sozialdruck an Bord, wenn einzelne Passagiere ausscherten.

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  1. Gelbe Markierungen am Boden beachten
  2. Tragen einer Maske wird empfohlen
  3. Hände waschen, Desinfektionsmittel verwenden
  4. Eigenverantwortung

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veröffentlicht: 29. Mai 2020 04:30
aktualisiert: 29. Mai 2020 11:53
Quelle: CH Media

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