Alkohol, Kokain, Geldspiel: So süchtig ist die Schweiz – in 12 Grafiken
Alkohol: Konsum nimmt ab, «Rauschtrinken» nimmt zu
Beim jährlichen Pro-Kopf-Konsum, basierend auf Verkaufszahlen, zeige sich in den letzten 20 Jahren eine stetige Abnahme, schreibt «Sucht Schweiz». Dieser Konsum betrug im Jahr 2018 7.7 Liter reiner Alkohol. Und: «Der chronische Alkoholkonsum mit einem mittleren oder erhöhten Risiko (Männer durchschnittlich 4 Gläser und mehr, Frauen 2 Gläser und mehr pro Tag) ist in der Gesamtbevölkerung ab 15 Jahren seit 1997 in der deutsch- und französischsprachigen Schweiz vor allem bei Männern rückläufig.»
Auch wenn der tägliche Alkoholkonsum sowohl bei Männern wie auch bei Frauen in den letzten zehn Jahren weniger wird, zeigt sich eine Auffälligkeit: «Bei den über 65-Jährigen sind die Raten chronisch Trinkender bis 2017 gestiegen.» So trinken 41% der über 75-jährigen Männer täglich Alkohol.
Trotz der insgesamt rückläufigen Zahlen zeigt man sich bei der Organisation besorgt, dies insbesondere wegen eines Anstiegs beim sogenannten «Rauschtrinken». In diese Kategorie fällt, wer als Mann fünf, als Frau vier Gläser bei einer Gelegenheit trinkt, und dies mindestens einmal pro Monat. «Dieser Anstieg ist in fast allen Altersklassen zu beobachten, besonders jedoch bei jungen Frauen (15–24 Jahre), wo der Anteil von 12% (2007) auf 24% (2017) steigt.»
Tabak: Weniger Raucher, aber mehr Nikotinprodukte
Rund 19% rauchen täglich, was «einem leichten, aber nicht signifikativen Rückgang um 1.3% seit 2012» entspräche, heisst es in der Studie. Die Detailzahlen zu den Produkten werden erst im Sommer 2020 veröffentlicht. Eine Erhebung von 2018 zeigt: Unter den 15-jährigen Schülerinnen und Schülern rauchten bereits fast 10% der Buben und 7.7% der Mädchen mindestens wöchentlich, 5.6% der Buben und 3.6% der Mädchen gar täglich.
Während die Raucherquote 2017 bei gut einem Viertel der Bevölkerung verharrte, kommen mit der Freigabe von Snus und nikotinhaltigen Flüssigkeiten ständig neue Nikotinprodukte hinzu, die auch bei Jugendlichen beliebt sind.
Kokain: Rekord bei Beschlagnahmungen
Der letzte Weltdrogenbericht weist bei der Produktion von Kokain in Südamerika mit knapp 2000 Tonnen pro Jahr einen Rekordwert aus. Die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht stellt eine Verdoppelung der beschlagnahmten Men-gen in Europa sowie eine grössere Reinheit beim gehandelten Kokain ohne Preisanstieg fest. Ähnliche Trends sowie Rekordzahlen bei den Beschlagnahmungen wurden kürzlich auch in der Schweiz festgestellt, schreibt «Sucht Schweiz».
Eine Auswirkung dieses Phänomens besteht darin, dass jene Personen, die sich wegen einem Drogenproblem bei der Notfallaufnahme von 26 europäischen Spitälern des Sentinella-Monitoringsystems melden, als konsumierte Droge am häufigsten Kokain nennen. In Grossbritannien hat sich die Zahl der kokainbedingten Todesfälle in den letzten Jahren verdoppelt. In der Schweiz lässt sich insbesondere ein Anstieg bei den kokainbedingten Behandlungsnachfragen und Verzeigungen feststellen.
Spielsucht: Rund drei Prozent spielen risikoreich um Geld
2,8% der befragten Personen zeigen im Jahr 2017 ein risikoreiches; 0,2% ein pathologisches Spielverhalten. So das Ergebnis einer von der Eidgenössischen Spielbankenkommission und der interkantonalen Lotterie- und Wettkommission gemeinsam in Auftrag gegebenen Studie, die auf Daten der jüngsten Schweizerischen Gesundheitsbefragung beruht. Die am häufigsten gespielten Spiele waren die Schweizer Lotterien (48,2%), gefolgt von anderen Glücksspielen wie Tombola oder privaten Spielen (14,3%). Im internationalen Vergleich entsprechen diese Zahlen in etwa den Prävalenz-werten anderer Länder.
Die Risikobereitschaft sei bei Jüngeren und Einkommensschwachen am höchsten, heisst es weiter. Online-Glücksspielangebote werden vorwiegend von einem männlichen Publikum genutzt werden. Jeder zehnte Spielende weist dabei ein problematisches Spielverhalten auf. Ein besonders hohes Risikoverhalten zeigt sich bei Sportwetten und Casinospielen. Bei Lotterien und Rubbellosen spielen deutlich weniger Menschen problematisch, durch die starke Verbreitung seien die Probleme dort trotzdem am grössten.