Alte Masche, neues Design

24.05.2019, 06:46 Uhr
· Online seit 24.05.2019, 05:45 Uhr
Werbesendungen gehören nicht unbedingt zu der Sorte Post, die man gerne im Briefkasten findet. Vor allem, wenn dieser explizit mit «Keine Werbung» angeschrieben ist. Werbesendungen werden gerne auch unter dem Deckmantel eines «Konsumratgeber-Magazins» zugestellt.
Christoph Thurnherr
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Ein paar Rechnungen, die Postkarte eines Bekannten, ein Brief von Oma – und ein Stapel Werbeprospekte. So oder so ähnlich könnte eine normale Postsendung aussehen, die wohl jeder schon mal aus dem Briefkasten gegrübelt hat. Die Rechnungen sind zwar meist auch unerwünscht, trotzdem müssen sie zugestellt werden. Im Gegensatz zur Werbung. Viele Haushalte wollen keine und machen dies mit einem Sticker an ihrem Briefkasten deutlich.

Mit unterschiedlichem Erfolg. Manchmal kommt die Werbung einfach in einem seltsamen Gewand daher. Eine Leserreporterin stellte in ihrem Briefkasten den «Konsumratgeber» Consumo fest. Ihr Verdacht: Der Konsumratgeber gibt sich als Gratiszeitung aus, um nicht als Werbung zu gelten. Denn tatsächlich handelt es sich nur um einen bedruckten Einband für einen Haufen Prospekte.

«Das ist ziemlich frech »

Adressierte Werbung gilt als normale Postsendung und wird immer zugestellt. Anders verhält es sich mit unadressierter Werbung. Die Post und private Zusteller haben sich mit Konsumentenschutz-Organisationen darauf geeinigt, die «Keine Werbung»-Kleber zu beachten. Verboten ist die Zustellung nicht, jedoch halten sich die Zusteller in der Regel daran.

Bei Gratiszeitungen nehmen es die Zusteller laut Konsumentenschutz nicht so genau. Begründen würden sie dies mit dem «Informationsbedürfnis der Öffentlichkeit» bei einer Zeitung. Die Vermutung liegt nah, dass es sich bei Consumo um eine als Gratiszeitung getarnte Werbepackung handelt, die eine höhere Chance auf eine Zustellung hat. «Die Zeitschrift Consumo ist eine schlecht kaschierte Werbewurfsendung. Ziemlich frech, dieses Vorgehen», äussert sich die Stiftung für Konsumentenschutz gegenüber FM1Today.

Gibt es schon 10 Jahre

Über Consumo heisst es auf der Website der Betreiberin Direct Mail Company aus St.Gallen: «Neu zählt die Publikation, die schweizweit als Trägermedium für Directs (Werbesendungen via Briefkasten) eingesetzt wird, 925'000 regelmässige Leser. Damit gehört sie weiterhin zu den Top 10 der Schweizer Printmedien».

Die Abgrenzung, wann es sich genau um eine Gratiszeitung handelt und wann nur um Werbung, ist bei Printmedien nicht ganz klar. Die redaktionellen Inhalte in Consumo sind auf jeden Fall äusserst knapp bemessen. Der grosse Teil des Einbands ist ebenfalls Werbung.

Direct Mail selber versucht auch gar nicht erst, sich als Gratiszeitung zu verkaufen. «Es handelt sich nicht um eine Gratiszeitung, sondern ganz klar um unadressierte Werbung. Darüber hinaus gibt es das schon seit mehr als zehn Jahren», sagt Massimo Moretti von der Direct Mail Company. Früher hiess das Magazin noch IN, seit Oktober wurde es um redaktionelle Inhalte ergänzt und kommt unter dem neuen Namen Consumo in die Briefkästen.

Wieso unsere Leserreporterin die Wurfsendung erhalten hat, obwohl sie weder Werbung noch Gratiszeitungen wünscht, konnte nicht restlos geklärt werden. Es scheint sich um ein Versehen zu handeln. Die Post bestätigt lediglich, dass es bei der Zustellung einen Fehler gab.

Falls sie ebenfalls ungewollt Werbung erhalten, empfiehlt der Konsumentenschutz, sich mittels Musterbrief direkt an den Absender zu wenden und zu verlangen, dass das Blatt nicht mehr eingeworfen wird.

veröffentlicht: 24. Mai 2019 05:45
aktualisiert: 24. Mai 2019 06:46
Quelle: thc

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