Suchtmittel

Anders als erwartet: Bevölkerung greift weniger zur Flasche

17.03.2022, 13:58 Uhr
· Online seit 17.03.2022, 10:08 Uhr
Entgegen den Befürchtungen von Fachleuten hat die Schweizer Bevölkerung während der Corona-Pandemie weniger statt mehr Alkohol getrunken. Pro Alkohol-Konsumentin oder -Konsument nahm der Verbrauch um 2,6 Stangen Bier, Ballons Wein oder Gläser Schnaps im Monat ab.
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Auf die Allgemeinbevölkerung bezogen resultierte ein Rückgang des Alkoholkonsums um 7,7 Prozent, wie das Kompetenzzentrum Sucht Schweiz am Donnerstag mitteilte. Die rückläufige Tendenz zeigten alle Geschlechter. Beim Rauschtrinken beobachtete das Zentrum eine Abnahme um einen Vorfall im Monat und damit einen Rückgang um 17 Prozent.

Zurückzuführen ist das gemäss der Untersuchung auf die Einschränkung privater Treffen, die Schliessung von Gaststätten oder mit weniger Geld im Portemonnaie. Während die meisten Menschen ihren Alkoholkonsum wenig veränderten, zeigten die Suchtgefährdeten eine Polarisierung im Trinkverhalten. Einige von ihnen tranken eher weniger, andere mehr.

Jüngere steigern Konsum

Beim Alkoholkonsum zu Hause reduzierten 16 Prozent der Befragten die Menge, 17 Prozent hingegen tranken ein wenig oder viel mehr. Den Konsum erhöhten namentlich Jugendliche und Erwachsene bis 44 Jahre, die Älteren senkten ihn eher. Wie wegen der Massnahmen erwartet, sank der Konsum im Ausgang.

Als Gründe für einen vermehrten Griff zur Flasche nannten die Befragten das Vergnügen, mehr Freizeit aufgrund mangelnder anderer Aktivitäten, mehr Stress, Langeweile oder Selbstmedikation bei depressiven Verstimmungen. Eine Reduktion hingegen begründeten sie in erster Linie mit dem Fehlen eines geselligen Beisammenseins oder der Gesundheit.

Die Eine Reduktion beobachtete Sucht Schweiz vor allem bei Erwachsenen ab 25 Jahren. Bei den 15- bis 24-Jährigen stieg zwar die Zahl der Abstinenten. Jene die Alkohol konsumierten, tranken aber mehr. Sucht Schweiz führt das auf altersbedingte Initiationsriten in den Alkoholkonsum zurück.

Rückläufiger Alkoholverkauf

Insgesamt kaufte die Bevölkerung während der Pandemie weniger Alkohol ein. Allerdings verlagerte sich der Verkauf zulasten heimischer Getränke. Die Importe von Alkohol stiegen um fast 30 Prozent, wie Zahlen des Bundesamts für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG) zeigen. Zurückführen lässt sich das auf die Konsumverlagerung vom Restaurant in die eigenen vier Wände.

Sucht Schweiz untersuchte die Trinkgewohnheiten während der Pandemie im Auftrag des BAZG. Die Erhebung umfasst je zwölf Monate vor und nach Einführung der Covid-Massnahmen Mitte März 2020. Befragt wurden 2000 Personen ab 15 Jahren im Sommer 2021.

veröffentlicht: 17. März 2022 10:08
aktualisiert: 17. März 2022 13:58
Quelle: sda

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