Medikamenten-Mangel

Apotheken müssen Fiebersaft jetzt selbst herstellen

22.02.2023, 09:47 Uhr
· Online seit 22.02.2023, 05:56 Uhr
Der Medikamenten-Engpass hält weiterhin an. Die überdurchschnittliche Anzahl an Grippeerkrankungen verschärft die Lage zunehmend.
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Wer momentan Neocitran sucht, wird nicht überall fündig. Lieferengpass ist der gängige Grund, wieso das beliebte Erkältungsmittel in den Regalen fehlt. Was schon im Dezember ein Thema war, ist in vielen Apotheken noch immer aktuell.

Ganz dramatisch ist die Situation nicht, wie Dominique Bätscher, Vizepräsidentin des Apothekerverbands St.Gallen/Appenzell, weiss. «Es ist im Markt vorhanden. Man muss ein bisschen schauen und ansonsten muss auf Alternativen umgestellt werden», sagt Bätscher, Apothekerin in der Ameisen Apotheke in Flawil.

Neocitran wird erst im März wieder geliefert

An Medikamenten, die gegen die Grippe oder eine Erkältung helfen, mangelt es in der Summe nicht. «Vielleicht ist es nicht das Wunschprodukt, aber Neocitran in Tablettenform, Pretuval oder Algifor sind genügend vorhanden», so Bätscher.

Da das Medikament im Ausland hergestellt wird, werden an verschiedene Abnehmer Slots lange im Voraus vergeben. Dabei muss sich die Schweiz noch etwas gedulden, bis das Medikament wieder geliefert werden kann. Als nächster Liefertermin für Neocitran ist der 20. März vorgesehen.

Was den Engpass noch verstärkt, ist die überdurchschnittliche Anzahl an Grippeerkrankungen. «Es hat gerade extrem viele erkältete Personen. Das ist mitunter auch eine Erbschaft der Pandemie», sagt Bätscher. Durch die Coronamassnahmen sei unser Immunsystem weniger auf andere Erreger vorbereitet.

Erkältungswelle verschärft die Situation

Die Skiferien oder die Fasnacht würden das Problem noch verschärfen. «Da hilft vor allem Prävention, wie zum Beispiel das Immunsystem mit Vitamin C oder Zink stärken.»

Die Grippeimpfung sei ebenfalls empfehlenswert, vor allem für Personen über 65 oder für Menschen mit Vorerkrankungen. «Massnahmen aus der Pandemiezeit, wie regelmässig die Hände waschen und lüften, sollte man ebenfalls beibehalten», sagt die Apothekerin.

Engpass bei Kindermedikamenten

Kritischer ist die Situation bei Kindermedikamenten wie Ibuprofensirup. «Eine Lieferung ist gerade gekommen. Eine weitere wird erst im Juni erwartet», so Bätscher.

Als Massnahme wurde begonnen, den Ibuprofensirup in den Apotheken selbst herzustellen. «Damit können wir den Engpass überbrücken.» Von den Wirkstoffen her ist es das Gleiche wie das offizielle Produkt, «unser Sirup ist aber nur drei Monate lang haltbar».

Trotz der Probleme wird mit Zuversicht auf den Sommer geschaut. «Die Situation wird sich dann hoffentlich wieder entspannen», sagt Bätscher.

veröffentlicht: 22. Februar 2023 05:56
aktualisiert: 22. Februar 2023 09:47
Quelle: FM1Today

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