Thunersee

Archäologen tauchen nach 3500 Jahre alten Siedlungen

06.01.2020, 10:42 Uhr
· Online seit 06.01.2020, 10:36 Uhr
Bis im März untersucht die Tauchequipe des Archäologischen Dienstes des Kantons Bern Pfahlbauten im unteren Thunersee. Bereiche der 3500 Jahre alten Siedlungen sind laut Kanton stark erosionsgefährdet.
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Die Überraschung war gross, als ein Hobbytaucher 2014 verschiedene Bronzeobjekte im Thunersee fanden und diese dem Archäologischen Dienst des Kantons Bern (ADB) übergaben. Eine erste Untersuchung der Tauchequipe zeigte, dass die Pfähle und Keramikscherben eindeutig von prähistorischen Siedlungen stammen.

Bis zu diesem Zeitpunkt waren Pfahlbauten im Thunersee kaum bekannt. Entsprechend gross ist die wissenschaftliche Bedeutung der Entdeckung, wie der ADB in einer Mitteilung vom Montag schreibt. Mittels Jahrringuntersuchungen wurden die Pfähle in die frühe Bronzezeit um 1590–1540 v. Chr. datiert.

Fragiles Kulturerbe

Die Siedlungen verteilen sich über ein Areal von mindestens 15'000 Quadratmeter im unteren Thunersee. Diese Ausmasse sind beachtlich. An bestimmten Stellen lassen sich laut ADB sogar typische Bebauungsmuster wie Umzäunungen oder dicht aneinandergereihte Häuser ausmachen.

Pfahlbauten sind ein aussergewöhnliches, aber auch fragiles Kulturerbe. Natürliche Ereignisse wie Wellenschlag lassen die Siedlungsreste erodieren, und die Konstruktion von Hafenanlagen haben oft zu deren unbeobachteter Zerstörung geführt.

Erste Abklärungen hätten gezeigt, dass sich der nördliche Bereich der Fundstelle in einem besorgniserregenden Zustand befindet, schreibt der Kanton in einer Mitteilung vom Montag. Von manchen jahrtausendealten Pfählen sind nur noch letzte Reste im untersten zugespitzten Bereich erhalten.

Zudem fresse sich eine quer durch das Areal verlaufende Erosionskante jährlich bis zu einem halben Meter weiter in die Seesedimente ein. Die dort freigespülten Pfähle kippten um. Ursache für die gewaltige Seegrunderosion ist die starke natürliche Strömung in der Nähe des Aareausflusses sowie die intensive Schifffahrt.

Um die wertvollen Zeugnisse vor ihrem endgültigen Verschwinden zu dokumentieren, führt der ADB eine dreimonatige Rettungsgrabung durch. Die Taucharbeiten finden während der ausserordentlichen Seeabsenkung statt, wenn der Schiffsverkehr im Untersuchungsbereich eingeschränkt ist.

(dpo)

veröffentlicht: 6. Januar 2020 10:36
aktualisiert: 6. Januar 2020 10:42
Quelle: CH Media

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