Bei Katastrophenfall droht Lücke

26.11.2016, 10:49 Uhr
· Online seit 26.11.2016, 09:46 Uhr
Durch die Umstellung der Radioverbreitung von UKW auf DAB+ droht im Katastrophenfall eine Lücke in der Behördeninformation. Die dafür existierenden Notfallsendeanlagen werden nämlich nicht mehr genutzt werden können.
Anzeige

Das heutige Alarmierungssystem im Katastrophenfall ist klar geregelt: Wenn die Sirenen heulen, so sollte das Radio eingeschaltet werden. Dort wird die Bevölkerung über das Geschehene informiert und es können auch Verhaltensempfehlungen abgegeben werden.

Normalerweise geschieht dies über die normalen Radiosender. Falls diese Infrastruktur beispielsweise wegen eines grossen Erdbebens oder auch durch mutwillige Zerstörung ausfallen sollte, so existieren Notfallsendeanlagen.

Mitte der 20er-Jahre ist Schluss mit UKW

Dieses Radio-Notsendernetz des Bundes wird allerdings über UKW verbreitet. Wegen der laufenden Umstellung auf DAB+ sind die Tage dieser Notfallsendeanlagen gezählt. Bis etwa Mitte der 20er-Jahre wird die Radioverbreitung über UKW eingestellt werden. Gemäss der SRG wird DAB+ voraussichtlich bereits ab 2020 die analoge UKW-Verbreitung schrittweise ablösen.

Zwar könnten die Notsender noch bis 2027 weiter betrieben werden, wie Kurt Münger, Kommunikationschef im Bundesamt für Bevölkerungsschutz (BABS) auf Anfrage sagte. Dies ergibt allerdings kaum Sinn, wenn die meisten Endnutzer bereits von UKW auf DAB+ umgestellt haben und somit eine immer kleinere Zahl an Menschen über UKW-Sender erreicht werden kann.

Politischer Entscheid nötig

Alternativ zu UKW wäre eine Verbreitung der Behördeneinformation über das digitale Radio DAB+ möglich. Der Entscheid darüber werde auf politischer Ebene fallen müssen und sei mit erheblichen finanziellen Aufwendungen verbunden, sagte Münger.

Unbestritten ist, dass die Alarmierung über die bestehenden 5000 stationären und 2800 mobilen Sirenen weitergeführt wird. Denn der Sirenenalarm an sich habe sich bewährt, sagt Münger. Er sei zwar bisher relativ selten eingesetzt worden, etwa bei Hochwasser oder im Fall von Trinkwasserverschmutzungen.

Erst im letzten Jahr seien die Sirenen auf den neusten technologischen Stand gebracht worden mit einem einheitlichen Steuerungssystem über Funk. Dies sichere den Betrieb der Sirenen für die nächste Generation.

Für die möglichst rasche Information der Bevölkerung wird nach neuen, zusätzlichen Wegen gesucht. Insbesondere sollen dabei die technologische Entwicklung und das veränderte Nutzungsverhalten berücksichtigt werden.

Kein SMS-Katastrophen-Alarm

Auf den ursprünglich ebenfalls ins Auge gefassten SMS-Katastrophenalarm wird jedoch verzichtet. Es wäre im Fall von Grossereignissen nicht möglich gewesen, eine grosse Anzahl von Nachrichten innerhalb kurzer Zeit zu verbreiten. Dies hat sich etwa im Fall von Weihnachts- und Neujahrswünschen gezeigt, die teilweise mit stundenlanger Verspätung beim Empfänger eingetroffen sind.

Lanciert worden ist inzwischen das Alarmierungssystem Alertswiss (www.alertswiss.ch) mit einer App. Im kommenden Jahr soll ein Pilotprojekt für Push-Alarmierungen über die App und die Webseite gestartet werden. Die App ist inzwischen bereits rund 50'000 Mal heruntergeladen worden.

Nachteil der eigenen App ist jedoch, dass sie von den Nutzern eigens heruntergeladen, installiert und dazu noch die Push-Benachrichtigung aktiviert werden muss. Deshalb wird auch geprüft, ob der Katastrophen-Alarm über viel genutzte Wetter-, Verkehrs - oder News-Apps verbreitet werden kann, um einen Grossteil der Bevölkerung zu erreichen. Entsprechende Abklärungen sind laut Münger eingeleitet.

veröffentlicht: 26. November 2016 09:46
aktualisiert: 26. November 2016 10:49
Quelle: SDA

Anzeige
Anzeige