Bern toleriert weiterhin Campingplatz in Vogelparadies

26.08.2016, 13:06 Uhr
· Online seit 26.08.2016, 12:52 Uhr
In einem der wichtigsten Naturschutzgebiete der Schweiz darf der Touring Club weitere 35 Jahre lang einen Campingplatz betreiben. Die Berner Kantonsregierung hat mit dem TCS den Baurechts- sowie Mietverträge verlängert.
René Rödiger
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Der Campingplatz befindet sich am Ostufer des Neuenburgersees auf Gebiet der Gemeinde Gampelen BE. Dieses Gebiet namens Fanel gehört zusammen mit Flächen auf neuenburgischem Boden zu Reservaten, welche 1976 als erste Feuchtgebiete der Schweiz international unter Schutz gestellt wurden.

Das vor allem für Wasser- und Watvögel wichtige Fanel-Gebiet ist auch kantonal und national geschützt. Es sei «das am stärksten geschützte Naturgebiet der Schweiz», schreiben Pro Natura Bern, WWF Bern, BirdLife Schweiz und die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz in einer Mitteilung vom Freitag.

Ihnen gefällt gar nicht, dass die Berner Kantonsregierung den seit 1955 in diesem Gebiet bestehenden Campingplatz weiterhin toleriert, und werfen dieser «Trickserei» vor. Hatte doch die Kantonsregierung ebenfalls am Freitag mitgeteilt, sie handle in dieser Angelegenheit nicht hoheitlich, sondern wie ein privater Grundeigentümer.

Das Land am Neuenburgersee gehöre nicht zum Verwaltungsvermögen des Kantons Bern, sondern zum Finanzvermögen. Es diene mit anderen Worten nicht der Erfüllung öffentlicher Aufgaben, sondern könne rein kaufmännisch betrachtet werden.

Mit einer solchen Argumentation könnten alle Schutzbestimmungen ausgehebelt werden, sagen dazu die erbosten Umweltorganisationen. Sie fordern, dass die Berner Kantonsregierung ihren Entscheid gerichtlich überprüfen lässt. Denn sie gehen derzeit davon aus, dass sie selber den Beschluss nicht anfechten können.

Die Kantonsregierung hingegen sagt, eine Suche nach Alternativstandorten für den Campingplatz sei erfolglos geblieben. Der TCS werde aufgrund der neuen Verträge pro Jahr zusätzlich 30'000 Franken für Unterhalt und Aufwertung des Schutzgebiets Fanel bezahlen müssen.

Zufrieden ist der Gemeindepräsident von Gampelen, Peter Dietrich: Der beliebte Campingplatz sei ein bedeutender Wirtschaftsfaktor in der Region. Und wer auf dem Platz campiere, suche das Naturerlebnis in der Nähe und fliege nicht weit weg in die Ferien.

veröffentlicht: 26. August 2016 12:52
aktualisiert: 26. August 2016 13:06
Quelle: SDA

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