Schweiz

Bund hat Pandemie-Notreserve vor drei Jahren aufgelöst

06.04.2020, 09:22 Uhr
· Online seit 06.04.2020, 09:03 Uhr
Der Bund trage eine Mitschuld am derzeitigen Mangel an Desinfektionsmittel. Dies berichten die Tamedia-Zeitungen. 2018 habe das Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung (BWL) im Zuge einer Privatisierung seine Ethanol-Reserven aufgegeben.
Anzeige

(dpo) Wegen des Coronavirus ist die Nachfrage nach Desinfektionsmittel gestiegen. Darum wird auch Ethanol immer knapper. Den Rohstoff braucht es, um Desinfektionsmittel herzustellen. Um die Nachfrage zu stillen, wird auch zu ungewöhnlichen Mitteln gegriffen. So verkaufte etwa die die Distillerie Etter einen Vorrat von rund 2,5 Tonnen Alkohol an den Kanton Zug, um daraus Desinfektionsmittel zu produzieren.

Wie Tamedia-Zeitungen am Montag schreiben, trage der Bund eine Mitschuld an der derzeitigen Mangellage. Bis Ende 2018 habe der Bund für den Fall einer Pandemie eine Ethanol-Reserve von 8'000 bis 10’000 Tonnen unterhalten. Diese Reserve sei jedoch mit der Privatisierung der Eidgenössischen Alkoholverwaltung (heute: Alcosuisse) 2018 aufgelöst worden.

Coronoavirus ist dazwischengekommen

2015 schrieb das Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung (BWL) in einem Bericht: «Bei einer Privatisierung der Alcosuisse muss sichergestellt werden, dass die Ethanol-Lager im Fall einer Pandemie ausreichen, sodass die benötigten Desinfektionsmittel hergestellt werden können.»

Allerdings habe das BWL den Vertrag über die Ethanol-Notreserve auslaufen lassen, so die Tamedia-Zeitungen weiter. Die Frage, wie im Pandemiefall die benötigten Desinfektionsmittel hergestellt werden könnten, sei weder im Bundesrat noch im Parlament diskutiert worden.

Eine BWL-Sprecherin schreibt auf Anfrage der Zeitungen, man habe dem liberalisierten Ethanol-Markt Zeit lassen wollen, sich neu zu bilden und anschliessend die Vorratshaltung mit allen Marktteilnehmern diskutieren. Man habe geplant, dass die Abteilung Heilmittel des BWL 2020 mit den Desinfektionsmittellieferanten die Versorgungssituation anschaue. Nun sei das Coronavirus dazwischengekommen.

veröffentlicht: 6. April 2020 09:03
aktualisiert: 6. April 2020 09:22
Quelle: CH Media

Anzeige
Anzeige