Darum solltest du die Nase nicht hochziehen

22.11.2018, 16:31 Uhr
· Online seit 22.11.2018, 16:31 Uhr
Die Nase läuft und ist leuchtend rot, der Kopf fühlt sich dumpf an. Jeder kennt das - jetzt ist wieder die Zeit der Erkältungen. Doch kann man einer Erkältung wirklich vorbeugen? Und warum ist man im Winter anfälliger?
Stefanie Rohner
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Die Menschen sind wieder dick eingepackt: warme Jacke, Mütze, Schal. Es gibt zwar immer noch einige, die knöchelfrei und mit Lederjacke in der Gegend herumflanieren, die meisten setzen aber auf warme Kleidung. Auch um eine Erkältung zu vermeiden. Doch nützt die dicke Schicht wirklich gegen eine mögliche Erkältung?

Klar ist es hilfreich, verhindert jedoch eine Ansteckung keineswegs. Sind die Viren erst mal vorhanden, nützt auch ein Schal nicht mehr viel, schreibt Spektrum. Sich eine Erkältung allein durch Kälte, jedoch ohne Viren zu holen, ist unmöglich.

Mehr Nasensekret wegen trockener Luft

«Wir stellen fest, dass es in der kalten Jahreszeit eine Häufung von Virusinfekten gibt. Im Sommer sieht man das seltener», sagt Prof. Dr. med. Pietro Vernazza, Chefarzt der  Klinik für Infektionskrankheiten am Kantonsspital St.Gallen.

Er sagt aber, dass der Grund für die Häufung der Virusinfektionen nie ganz geklärt wurde. Im Winter produzieren die Schleimhäute mehr Nasensekret, weil die Luft kalt und trocken ist. «Es ist anzunehmen, dass die erhöhte Übertragungsrate von Viren damit zusammenhängt, da die Viren in der Flüssigkeit besser übertragen werden», sagt Vernazza.

Weniger Abwehrzellen bei Kälte

Ist es wärmer, kann sich der Körper besser gegen Viren wehren. Bei Kälte ziehen sich die Blutgefässe zusammen, die Körperoberfläche kühlt aus und die Durchblutung ist geringer. So schützt sich der Körper vor Wärmeverlust. Allerdings gelangen durch die geringere Durchblutung auch weniger Abwehrzellen in die Schleimhäute, was es den Erkältungsviren viel einfacher macht.

Viren durch Tröpfchen verbreitet

«Die Erkältungsrate ist abhängig von der Witterung und von den in der Bevölkerung zirkulierenden Viren», sagt Vernazza. Niest oder hustet jemand und man steht vor ihm, ist eine Ansteckung natürlich wahrscheinlicher. Durch die Tröpfchen gelangen die Viren in die Luft und die Atemwege von Personen in der Nähe. Auch Hände, die mit den Sekreten in Kontakt kamen, können die darin enthaltenen Viren übertragen.

«Die Nase hochziehen, hat negativen Effekt»

Doch kann man einer Erkältung irgendwie vorbeugen? «Erkältungen gehören einfach zu unserem Alltag und wir müssen damit leben. Nur wer mit keinem anderen Menschen in Kontakt kommt, bleibt verschont. Aber das ist nicht erstrebenswert», sagt Vernazza. Wenn man sich vernünftig schützen wolle, helfe vermehrtes Händewaschen. «Diejenigen die erkältet sind, sollten in die Ellenbeuge niesen und nicht ungeschützt in die Luft oder in die Hand», sagt Vernazza.

Er sagt, es sei ausserdem wichtig, dass man schnäuzt und die Nase entleert. «Es hat einen negativen Effekt, wenn man die Nase hochzieht, denn so kann sich das Sekret in den Nasennebenhöhlen anstauen», sagt Vernazza.

Genügend Schlaf und Bewegung

Einige greifen auf Medikamente zurück, um die Symptome zu lindern, andere schwören auf Hausmittel. Vernazza allerdings sagt, ihm sei kein Hausmittel bekannt, das wirklich gegen eine Erkältung hilft. Er fügt an: «Zurzeit untersuchen wir im Rahmen einer grossen Studie, ob Echinacea (Sonnenhut) bei Erkältungen eine Wirkung haben könnte. Wir sind gespannt auf die Resultate.» Mehr zur Studie findest du hier.

«Was unumstritten ist: genügend Schlaf, Bewegung und Sport hilft dabei, die allgemeinen Abwehrkräfte im Lot zu halten», sagt der Chefarzt Infektiologie. Und noch etwas hat Einfluss: Spektrum schreibt, gestresste Menschen hätten häufiger eine Erkältung als entspannte. Das belegt eine Studie von Sheldon Cohen, Professor an der Carnegie Mellon University in Pittsburgh.

veröffentlicht: 22. November 2018 16:31
aktualisiert: 22. November 2018 16:31
Quelle: str

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