Mehr junge Kranke

«Das Krebsrisiko nimmt mit jeder Generation zu»

· Online seit 16.10.2022, 09:02 Uhr
Die Zahl der unter 50-jährigen Krebskranken nimmt zu. Schuld daran dürfte nicht nur die bessere Erkennung von Krebs sein, sondern auch die Ernährung und der Lebensstil.
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Zwar sind die meisten Krebskranken noch immer über 60 Jahre alt, doch gerade bei jüngeren Generationen nimmt die Zahl seit den 90er-Jahren spürbar zu. Besonders häufig erkranken unter 50-Jährige an Darmkrebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs, Brustkrebs oder Nierenkrebs, wie die «NZZ am Sonntag» gestützt auf eine Studie der Harvard University berichtet. «Wir haben festgestellt, dass das Krebsrisiko mit jeder Generation zunimmt», erklärt Studienautor Tomotaka Ugai. Mit jeder Generation seit den 60er-Jahren steige also das Risiko, an Krebs zu erkranken.

Ein Grund für die Zunahme kann mit dem medizinischen Fortschritt begründet werden. So lassen sich manche Krebsarten heute früher erkennen. Allerdings spielen auch andere Faktoren eine Rolle. Etwa «Veränderungen in der Gesamtheit von Einflüssen, von der Ernährung über die Umwelt bis hin zum Schlaf, denen wir als Kinder ausgesetzt waren», so Ugai.

Ernährung beeinflusst Krebsrisiko

Ein Beispiel: Die Zahl der Darmkrebserkrankungen nimmt bei unter 50-jährigen Schweizerinnen und Schweizern zu. Mitunter ein Grund dürfte der veränderte Lebensstil sein. Dazu zählt auch die Ernährung, Fast Food, stark verarbeitete Lebensmittel, Fleisch oder Süssgetränke können Darmkrebs begünstigen. Auch Übergewicht im Kindesalter kann das Risiko erhöhen. «Die Nahrung, die wir zu uns nehmen, wirkt sich direkt auf das Mikrobiom im Mund- und Darmbereich aus und kann so auch das Krebsrisiko beeinflussen», sagt Ugai.

Auffällig: Bei den jüngeren Generationen sind mehr Frauen betroffen. Dies, obwohl generell mehr Männer an Krebs leiden. Grund dafür ist die Zunahme von Brustkrebs bei jungen Menschen. Davon sind Frauen häufiger betroffen. Laut der «NZZ am Sonntag» erhalten in der Schweiz pro Tag drei bis vier Frauen eine Diagnose. Die Gründe dafür sind noch nicht ganz klar. So könnte etwa das frühere Einsetzen der Menstruation oder die geringere Anzahl Kinder, die sie gebären, eine Rolle spielen. Aber auch Alkohol und hoher Fettkonsum spielen eine Rolle.

Ärzte müssen Bewusstsein schärfen

Das Problem bei jungen Krebspatientinnen und -patienten: Ihre Symptome werden weniger ernst genommen, weil Krebs in diesem Alter weniger häufig vorkommt. So müssten sie oft mehr Arztbesuche wahrnehmen, bevor sie an Spezialisten verwiesen werden. Gerade weil ihre Prognose oft schlechter ausfällt als bei älteren Patienten, kann dies grosse Auswirkungen haben. «Es ist wichtig, das Bewusstsein dafür zu stärken», sagt Elisabeth Rapiti, Epidemiologin am Genfer Krebsregister der Uni Genf, zur Zeitung.

(vro)

veröffentlicht: 16. Oktober 2022 09:02
aktualisiert: 16. Oktober 2022 09:02
Quelle: ArgoviaToday

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