Der «Glace-Rausch» am St.Gallerfest

18.08.2017, 11:13 Uhr
· Online seit 17.08.2017, 17:34 Uhr
Läck du mir! Am diesjährigen St.Gallerfest gibt es zum ersten Mal Glace-Stängeli mit Alkohol zu kaufen. Diese haben es mit 10,5 % Alkohol in sich. Bei Präventionsexperten kommt das «Rausch-Glace» nicht gut an.
Michael Ulmann
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Es ist nicht nur eine Premiere am St.Gallerfest, sondern auch in der Schweiz. Diese Form von Glace hat es in der Schweiz bisher noch nicht gegeben. Das Wasserglace mit Wodka heisst «Shotice», wird von einem deutschen Hersteller produziert und kommt in fünf verschiedenen Geschmacksrichtungen: Kirsch, Cola, Zitrone, Himbeere und Pfirsich. Mit 10,5 % Alkohol hat es deutlich mehr Alkohol als beispielsweise Bier oder etwa gleich viel wie Rotwein. Das Shotice darf deshalb auch nicht an Minderjährige verkauft werden, sprich es gilt 18+.

In Deutschland sehr beliebt

«Ganz banal gesagt ist es ein gefrorener Shot», sagt Daniel Ley, der das Shotice in der Schweiz vertreibt. «In Deutschland ist dieses Glace schon seit drei Jahren auf dem Markt und sehr beliebt. Wir haben es an einem Fest im deutschen Karlsruhe gesehen und es in die Schweiz geholt. «Dass das Alkohol-Glace ausgerechnet am St.Gallerfest zum ersten Mal in der Schweiz angeboten wird, hat schlicht und einfach mit dem Timing zu tun», sagt der gebürtige Basler Ley, der aber schon seit einiger  Zeit in der Ostschweiz wohnt.

Shotice hat am St.Gallerfest einen eigenen Stand beim Marktplatz. Eine Portion kostet fünf Franken. Daniel Ley: «Rechtlich ist die Einfuhr und der Vertrieb überhaupt kein Problem. Wegen dem Alkoholgehalt und den Geschmacksrichtungen läuft es unter der Bezeichnung Alcopops.» Ley ist sich bewusst, dass Alkohol an einem Stadtfest ein heikles Thema ist. Besonders wenn ein neues alkoholisches Produkt lanciert wird mit dem Zielpublikum von Jugendlichen und jungen Erwachsenen. «Die Idee ist allerdings nicht, dass man sich 20 Stück vom Alkohol-Wasserglace reinhaut. Nur schon wegen dem Eis ist das schwierig», relativiert Daniel Ley.

«Nicht vom Teufel, aber unnötig»

Naturgemäss kritischer eingestellt ist diesbezüglich Jürg Niggli, Leiter der Suchtfachstelle St.Gallen. Er sagt: «Ich weiss nicht, ob diese Premiere nun eine Auszeichung für das St.Gallerfest oder eher eine Malaise ist. Es besteht natürlich für Jugendliche ein Risiko. Ich finde das Shotice zwar nicht vom Teufel, aber auch nicht sinnvoll und sicher unnötig.» Ebenso glaubt der 60-Jährige, dass sich der Alkohol zum Schlecken in der Schweiz nicht durchsetzten wird. Vor allem aus persönlichem Interesse werde er ein Auge darauf haben. Zwingend ist für Niggli, dass die Jugendschutzbestimmungen und die Deklarationspflicht eingehalten werden.

Das OK des St.Gallerfestes war gemäss Daniel Ley übrigens begeistert, als er mit der Idee, das Shotice am St.Gallerfest zu verkaufen, an das OK herangetreten ist. «Sie haben das wohlwollend aufgenommen und gesagt, es sei mal etwas Neues», sagt Ley. Kurzfristig soll das Shotice an weiteren kleineren Veranstaltungen - u.a. am Rüttelhütte in Air Festival im Thurgau - verkauft werden. Ausserdem sind weitere Geschmacks- und Alkoholrichtungen geplant, zum Beispiel auf Wein-Basis. Wein zum Lutschen? Darüber kann man definitiv streiten.

veröffentlicht: 17. August 2017 17:34
aktualisiert: 18. August 2017 11:13

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