Der seltenste Baum der Schweiz steht in Abtwil

10.07.2019, 15:44 Uhr
· Online seit 10.07.2019, 15:35 Uhr
Behörden haben das Vorkommen der 51 gefährdetsten Pflanzenarten im Kanton St. Gallen überprüft. Von der Niedrigen Birke Betula humilis fanden sie nur noch ein Exemplar - das letzte der gesamten Schweiz.
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Kaum einer kennt sie mehr, weil sie so selten sind. So können stark bedrohte Pflanzenarten einfach unbemerkt verschwinden. Sehr konkret wird dieser stille Artenverlust am Beispiel einer Birke, die an einem Waldrand in Abtwil wächst.

Ausserhalb der Schweiz kommt Birke noch vor

Der Kanton St. Gallen hat sich zum Ziel gesetzt, den Verlust an Biodiversität aufzuhalten. Dazu gehören Bestandsaufnahmen der gefährdetsten Arten. Nun haben die Behörden den Zustandsbericht über 51 der seltensten Pflanzenarten im Kanton vorgelegt.

Ausserhalb der Schweiz kommt die Niedrige Birke durchaus noch vor, vor allem in nördlichen Gebieten, wie Simon Zeller, Abteilungsleiter Natur und Landschaft beim Kanton St. Gallen gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA erklärte.

Das Verschwinden von Betula humilis aus der Schweiz illustriert aber den Lebensraumverlust, der viele Arten hierzulande an den Rand des Aussterbens gebracht hat - oder bereits einen Schritt weiter.

Wächst in einem Moorgebiet

Bei der Niedrigen Birke handelt es sich um ein Eiszeitrelikt: Diese Art war vor langer Zeit in der Schweiz weit verbreitet. Insbesondere die Zerstörung der Moore im letzten Jahrhundert liess den Bestand jedoch drastisch schrumpfen. Wo das letzte Individuum heute noch wächst, befinden sich die letzten Reste eines einst grossen Moorgebiets.

Noch sei der Baum gesund und mache einen guten Eindruck, sagte Zeller. Aber mit steigenden Temperaturen und trockeneren Bedingungen durch den Klimawandel könnte es auch mit der letzten Niedrigen Birke der Schweiz früher oder später vorbei sein.

Von zehn der 51 überprüften Arten fanden die Experten nur noch wenige Exemplare an je nur einem einzelnen Standort. Sieben konnten sie zumindest im Kanton St. Gallen gar nicht mehr nachweisen.

Botanischer Garten versucht Birke nachzuzüchten

Um das Verschwinden von Arten zu verhindern, setzen die Behörden in erster Linie auf den Erhalt und die bessere Vernetzung von Lebensräumen. Wo das nicht mehr reicht, gibt es auch spezielle Projekte, um die Individuenzahl wieder zu erhöhen.

So auch bei der Niedrigen Birke: Fachleute des Botanischen Gartens St. Gallen versuchen, die Birke aus Stecklingen nachzuzüchten. Allerdings handelt es sich dabei dann nur um genetisch identische Klone des Baums in Abtwil.

veröffentlicht: 10. Juli 2019 15:35
aktualisiert: 10. Juli 2019 15:44
Quelle: SDA

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