Klima-Aktion

Die letzten Aktivisten harren in Bern aus

23.09.2020, 09:52 Uhr
· Online seit 22.09.2020, 21:05 Uhr
In Bern ist die Räumung des von mehreren hundert Klima-Aktivisten besetzten Bundesplatzes weiter im Gange. Die Polizei hat die Aktivisten dazu aufgerufen, den Platz zu verlassen.

Quelle: CH Media Video Unit / TeleBärn

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Die Räumung dauert an. Immer noch muss die Polizei die Klimaaktivisten wegtragen. Einige haben sich angekettet, deshalb musste die Feuerwehr sie losschneiden. Noch stehen die grossen Zelte des Klima-Camps.

Gegen vier Uhr begann die Polizei damit, die Sitzblockanden aufzulösen und die Aktivisten wegzuführen. Mehrere Dutzend Personen verliessen den Bundesplatz freiwillig. Rund 100 Aktivisten harrten jedoch aus. Sie leisteten vor allem passiven Widerstand.

Die Atmosphäre war friedlich. Es kam bisher zu keinen Scharmützeln zwischen Polizei und Aktivisten. Während der Räumung sangen die Aktivisten Lieder - wie schon beim Anmarsch der Polizei.

Quelle: Keystone-SDA

Zelte abgebrochen

Parallel zu den Wegweisungen begann die Polizei mit dem Abbau der Infrastruktur. Sie brach die Zelte ab und schaffte weiteres Material weg. Die Polizei kontrollierte die weggewiesenen Aktivisten, nahm deren Personalien auf und liess sie ansonsten unbehelligt.

Vor der Räumung hatten die Aktivisten skandiert «Klimaschützen ist kein Verbrechen. Eine andere Welt ist möglich und wir werden nie aufgeben. Wir bleiben hier», so der Tenor. «Wir fordern Klimagerechtigkeit und eine rasche Reduktion der Treibhausgas-Emissionen auf netto null bis 2030.»

Räumung verläuft friedlich

Die Räumung verläuft auch aus Sicht der Polizei ruhig und friedlich. «Wir haben zweimal eine Durchsage gemacht und den anwesenden Personen die Möglichkeit gegeben, den Platz freiwillig zu verlassen», sagte Christoph Gnägi, Sprecher der Kantonspolizei Bern. Von diesem Angebot hätten einige Dutzend Personen Gebrauch gemacht.

Unter jenen Aktivisten, die sitzen geblieben seien, hätten sich einige an Gegenständen gekettet. Die Feuerwehr sei daran, diese Personen von den Fesseln freizuschneiden, sagte Gnägi.

Die Klima-Aktivisten hatten ursprünglich zum Ziel, bis Ende dieser Woche vor dem Bundeshaus auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen. Die Stadt Bern hatte intensiv mit ihnen verhandelt und zwei Mal ein Ultimatum gesetzt. Das letzte datierte vom Dienstagabend.

Lob und Kritik

Für den Berner Gemeinderat kam es nicht in Frage, die Besetzung zu verlängern. Unter den gegebenen Umständen sei keine unbehelligte Durchführung der Session im Bundeshaus möglich. Der Berner Sicherheitsdirektor Reto Nause (CVP) versuchte vergeblich, die Aktivisten zu stoppen und zur Umkehr zu bewegen.

Während Linke, Grüne und Umweltorganisationen Applaus für die Aktion auf dem Bundesplatz spendeten, übten bürgerliche Politiker scharfe Kritik. Die Aktion sei illegal und ein Skandal. Sie hätten die Berner Behörden aufgefordert, rasch durchzugreifen.

«Rise Up For Change»

Der Bundesplatz ist seit dem frühen Montagmorgen besetzt. Die Aktivisten mehrerer Klima-Organisationen hatten damit eine «Intensivwoche» unter dem Motto «Rise Up For Change» eingeläutet.

In der Nacht zum Dienstag gaben sie einen Teil des Platzes vorübergehend für den Wochenmarkt frei. Allerdings fanden nicht alle Marktfahrer Platz, und manche beklagten deutliche Umsatzeinbussen.

Der Berner Sicherheitsdirektor Nause übte Kritik am Vorgehen der Klimabewegung. Dass sie sich «auf den Weg des zivilen Ungehorsams» begeben habe, sei eine fatale Entscheidung. Darunter leiden werde die Akzeptanz von Klimamassnahmen.

veröffentlicht: 22. September 2020 21:05
aktualisiert: 23. September 2020 09:52
Quelle: sda

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