Vögel

Die Turteltauben leiden – nicht nur am Valentinstag

· Online seit 14.02.2020, 06:00 Uhr
Es gibt immer weniger Turteltauben in der Schweiz. Damit sind nicht etwa verliebte Menschenpärchen gemeint. Sondern die Vogelart Streptopelia turtur.
Anzeige

(gb.) Zum Valentinstag macht der Naturschutzverband Birdlife Schweiz auf eine immer stärker bedrohte Vogelart aufmerksam: die Turteltauben. Wegen ihres gurrenden Singens («turrturrr») werden sie im Fachjargon Streptopelia turtur genannt.

Gemäss einer Mitteilung des Verbands hat sich der Bestand an Turteltauben in Europa seit 1980 um 80 Prozent verringert. Der Rückgang ist auch in der Schweiz festzustellen. Laut Raffael Ayé, Bereichsleiter Artenförderung bei Birdlife, wird der Bestand in der Schweiz auf gerade mal 150 bis 400 männliche Exemplare geschätzt. Zur Zählung der Vogelart müsse man sich auf den Gesang der Turteltauben achten, sagt Ayé. «Da nur die Männchen singen, können auch nur diese gezählt werden».

Turteltauben habe Mühe bei Paarung und Nahrungssuche

Ihrem Namen zum Trotz scheinen die Turteltauben ausgerechnet bei der Paarung besonders glücklos: Immer mehr Männchen würden kein Weibchen mehr finden und seien alleine unterwegs. Dies kann laut Ayé zwei Gründe haben. Entweder gäbe es weniger Weibchen als Männchen oder die Paare würden schlicht nicht zueinander finden, erklärt der Vogelexperte.

Die Gründe für den sinkenden Bestand der Turteltauben ortet Birdlife Schweiz vor allem in der zunehmenden Industrialisierung der Landwirtschaft. Turteltauben brauchen zum Leben mehr als nur Luft und Liebe: Die Vogelart ernährt sich von Pflanzensamen und ist deshalb auf blüten- und samenreiche Flächen angewiesen. Laut Birdlife seien früher auf ungeteerten Wegen im Kulturland zahlreiche Pflanzenarten zu finden gewesen. Auch auf den Äckern habe es mehr reichhaltige Pflanzen gegeben, welche heute fast vollständig verschwunden seien. Der Einsatz von Herbiziden und die Bearbeitung des Bodens mit Landmaschinen erschwerten das Überleben dieser für die Turteltauben wichtigen Pflanzen zusätzlich, schreibt Birdlife in ihrer Mitteilung.

Verband will Biodiversität fördern

Der Verband setzt sich unter anderem über die Landwirtschaftspolitik für einen besseren Schutz der Tierart ein. Aktuell sei es für Landwirte finanziell wenig attraktiv, die Biodiversität auf ihren Höfen zu fördern. Dies müsse sich mit der Agrarpolitik 22+ des Bundes ändern, fordert Birdlife. Der Verband ist auch selbst schon aktiv geworden, um die bedrohte Vogelart zu entlasten. Zusammen mit Landwirten wurden etwa Versuche gestartet, Flächen für die Nahrungssuche neu anzulegen oder neue Hecken zu pflanzen.

In der Schweiz leben Turteltauben vornehmlich in den wärmeren Gegenden: im Tessin, in Genf, im Wallis, im Dreiseenland, aber auch im Zürcher Unterland.

veröffentlicht: 14. Februar 2020 06:00
aktualisiert: 14. Februar 2020 06:00
Quelle: CH Media

Anzeige
Anzeige