Schweiz

Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Niedergang der Credit Suisse

Beben auf Finanzmarkt

Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Niedergang der Credit Suisse

20.03.2023, 06:12 Uhr
· Online seit 19.03.2023, 21:49 Uhr
Die Schweizer Grossbank Credit Suisse ist gescheitert. Die grössere Konkurrentin UBS übernimmt die angeschlagene Bank. Oberstes Ziel war es, einen Flächenbrand in der Branche zu verhindern.

Quelle: CH Media Video Unit / Das sind die Politik-Reaktionen zur CS-Übernahme / Beitrag vom 19.3.23

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Es ist ein gewaltiges Beben in der europäischen Bankenszene. Die Übernahme der strauchelnden Credit Suisse durch ihre grössere Konkurrentin UBS soll Ruhe in die nervösen Finanzmärkte bringen. «Der Bundesrat ist überzeugt, dass die Übernahme die beste Lösung ist, um das Vertrauen wiederherzustellen», sagte Bundespräsident Alain Berset am Sonntagabend.

Warum ist die Credit Suisse gestrauchelt?

Die altehrwürdige Bank, Jahrgang 1856, hat sich mit jahrelangem Missmanagement und Risikogeschäften selbst ins Abseits manövriert. Da war die bulgarische Mafia, die 2004 bis 2007 laut Staatsanwaltschaft ungestört Geldwäsche über CS-Konten abwickelte. Da waren 2013 die windigen Geschäfte einer britischen CS-Tochter in Mosambik, wo bei Krediten an Staatsfirmen Millionen verschwanden.

Dann gab es zwischen 2016 und 2019 die Bespitzelung eigener Kaderleute, von denen einer in Gangstermanier auf den Strassen Zürichs verfolgt wurde. Und die Bank war jüngst bei den Risikogeschäften des Hedgefonds Archegos und der Greensill-Fonds dabei und verlor bei deren Zusammenbruch Millionen.

Das Vertrauen in die CS war also schon gesunken, der Zusammenbruch jüngst der Silicon Valley Bank und die Angst vor einer möglichen weltweiten Bankenkrise hat sie tiefer in den Abwärtsstrudel gerissen.

Warum hat das Management versagt?

Die Abzocker-Mentalität in den Teppich-Etagen der Bank soll einen Grund ausmachen. Der «Tages-Anzeiger» hat aus den Geschäftsberichten errechnet, dass die Bank seit 2013 zwar kumuliert 3,2 Milliarden Franken Verlust machte, die Top-Manager aber im selben Zeitraum 32 Milliarden Franken an Boni einsteckten.

Hätten Behörden nicht früher einschreiten müssen?

Für den Banken-Branchendienst «Inside Paradeplatz» haben die Schweizer Nationalbank, die Finanzaufsicht und die Regierung versagt. Sie hätten der Bank spätestens seit Herbst, als Zweifel an einer Zukunft der Credit Suisse lauter wurden, kritische Fragen stellen müssen, schrieb Herausgeber Lukas Hässig am Sonntag.

Dann hätte das Ruder noch herumgerissen werden können. Das passierte nicht. «Auf der Brücke der Helvetia hat in den letzten Jahren ein Panik-Orchester das Kommando übernommen», schrieb Hässig. «Dieses schaute monatelang tatenlos zu, wie die CS-Titanic mit voller Fahrt auf den Eisberg zuraste.»

Wie wichtig ist die Credit Suisse?

Sie gehörte – wie die Deutsche Bank – zu den 30 systemrelevanten Banken der Welt. Diese Einordnung stammt vom internationalen Finanzstabilitätsrat, der das internationale Finanzsystem überwacht. Diese Banken sind international vernetzt, weshalb ihr Scheitern andere mitreissen könnte – sie sind «too big to fail» (engl. «zu gross zum Scheitern»). Sie unterliegen besonderen Sicherheitsauflagen.

Zusammen mit der CS wird die UBS nun eine Mammutbank, grösser als die Deutsche Bank. Sie wird eine Bilanzsumme von mehr als 1,5 Billionen Franken haben. Die Deutsche Bank hatte gut 1,3 Billionen Euro.

Wann gab es zuletzt eine weltweite Finanzkrise?

Die letzte Finanzkrise nahm im Sommer 2007 ihren Lauf. Im spekulativ aufgeblähten US-Immobilienmarkt stiegen die Zinsen für Interbankfinanzkredite sprunghaft, als klar wurde, dass Hypotheken für wenig solvente Kunden massenweise platzen würden.

Die Banken vertrauten sich gegenseitig nicht mehr. In der Folge brach am 15. September 2008 die amerikanische Grossbank Lehman Brothers zusammen. Die nachfolgende Krise breitete sich weltweit aus, zahlreiche Bankhäuser mussten mit Milliardenkrediten gestützt werden.

Ist die Welt besser gewappnet als in der letzten Finanzkrise?

Um die Branche krisenfester zu machen, wurden die Regularien verschärft. So müssen Banken inzwischen deutlich mehr Eigenkapital vorweisen, mit dem sie in Krisen Verluste abpuffern können.

Zudem werden seit 2016 in Europa im Fall der Schieflage eines Instituts zunächst Eigentümer und Gläubiger zur Kasse gebeten. Erst als letztes Mittel geht es an Einlagen von Sparern sowie Gelder aus einem von den Banken finanzierten Krisenfonds (Single Resolution Fund). Darin waren zuletzt rund 66 Milliarden Euro.

Wie sind die Ersparnisse bei Banken und Sparkassen abgesichert?

Die Spareinlagen von Kunden sind in der Schweiz im Fall einer Bankenpleite bis zu 100'000 Franken pro Person geschützt. Darüber hinaus sichern fast alle Kreditinstitute weit über das gesetzliche Mass hinaus Kundengelder freiwillig ab.

Merke ich als CS-Kundin oder -Kunde einen Unterschied?

Vorläufig kaum. Es heisst, dass «sämtliche Dienstleistungen der Banken ununterbrochen zur Verfügung stehen». Das bedeutet auch, dass die Schalter vorerst offen bleiben, die Bankomaten und das E-Banking weiter funktionieren und Debit- und Kreditkarten gültig bleiben. Die Bezeichnungen «Credit Suisse» und «CS» werden verschwinden, doch bis es soweit ist, dürfte noch ein bisschen Zeit vergehen.

Was passiert mit dem Sponsoring von Super League, Schweizer Nati, Vereinen und vielen weiteren Sportlerinnen und Sportlern?

Die Verträge gelten weiterhin, die UBS muss die Verpflichtungen übernehmen. Aber: Es ist völlig unklar, ob die  Grossbank nach Ablauf dieser Zeit das Sponsoring erneuert. Ebenfalls ist es möglich, dass die Verträge Ausstiegsklauseln haben.

(rr/sda)

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veröffentlicht: 19. März 2023 21:49
aktualisiert: 20. März 2023 06:12
Quelle: BärnToday

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