Gleichberechtigung

Feminismus im Social-Media-Zeitalter

17.05.2020, 16:00 Uhr
· Online seit 17.05.2020, 15:25 Uhr
Ein 15-Minuten-Video von Joko und Klaas, das sexuelle Gewalt an Frauen thematisiert, geht im Internet durch die Decke – und erhält sehr viel Zuspruch. Auch in der Schweiz gibt es Social-Media-Formate, die sich besonders für Frauen starkmachen. Wir haben mit «Generation F» gesprochen.
Anzeige

«Wir möchten Ungerechtigkeiten zwischen den Geschlechtern nicht mehr kommentarlos hinnehmen», schreiben Hera, Alex und Delia auf Anfrage der Redaktion. Die drei Frauen stecken hinter «Generation F», das zum Ziel hat «Menschen zu sensibilisieren und informieren». Gestartet ist Generation F vor rund 1,5 Jahren auf Youtube und wird mittlerweile hauptsächlich auf Instagram fortgeführt.

Ihr habt das Video auf Instagram ebenfalls geteilt. Warum? Was ging Euch durch den Kopf beim Schauen?

Hera, Alex und Delia von Generation F: «Wir sind grosse Fans von ‹Männerwelten›, auch wenn uns das Video wohl weniger schockiert hat, als andere. Weil wir uns erstens täglich mit dem Thema beschäftigen und zweitens leider auch schon Opfer von sexueller Belästigung wurden, wie in der Schweiz leider schon jede zweite Frau. Jedenfalls freut es uns, dass das Mainstream Medium Pro7 den Beitrag gesendet hat. Sie erreichen wahnsinnig viel Leute und das zählt. Wer ihnen die Sendezeit gab und ob diese Leute eine reine Weste haben, interessiert uns aktuell weniger (jeder Mensch macht Fehler, auch wenn wir diese damit absolut nicht schmälern wollen.)»

Um dieses Video von Joko und Klaas geht es

Vorsicht: Der Inhalt des Videos «Männerwelten – Belästigung von Frauen» ist sehr explizit und nicht für Kinder gedacht. Es ist jedoch Teil der Realität und deshalb wichtig. Das Video wurde bis gestern Abend auf Instagram über 19 Millionen Mal angeklickt und auch auf Youtube hat das Video über 3 Millionen Views.

Lage in der Schweiz ist nicht besser

Themen, wie sie im 15-Minuten-Video angesprochen werden, sind für viele Frauen Alltag. Wir sind auch in der Schweiz weit von der Gleichberechtigung entfernt. Dies zeigt nicht zuletzt das Echo, das das Video in der Schweiz erhält und vor allem von Frauen geteilt wird, mit der Aufforderung sich die 15 Minuten Zeit zu nehmen, weil jede Frau davon betroffen sei.

Feminismus im Social-Media-Zeitalter

Im Social-Media-Zeitalter kann sich sexuelle Belästigung zunehmend auch ins Internet und die Anonymität verschieben. Umso wichtiger sind Social-Media-Formate, die sich explizit den Themen Gleichberechtigung und Feminismus verschrieben haben und sich für Frauen einsetzen. So auch das Team von Generation F.

Was ist Generation F? Was macht Generation F für Euch aus?

«Wir möchten Ungerechtigkeiten zwischen den Geschlechtern nicht mehr kommentarlos hinnehmen. Bei uns wurde der Wunsch immer grösser, die Menschen zu sensibilisieren und informieren. Über zu hohe Steuern auf Tampons, über Lohnungleichheit aber auch alte Gentleman-Strukturen, welche wir alle heute noch tief verankert haben. Dabei ist uns aber Eines extrem wichtig: Wir beziehen auch Männer mit ein. Für uns steht Feminismus nicht gegen den Mann, sondern für beide Geschlechter. Nur gemeinsam können wir etwas ändern.»

Warum braucht es Generation F?

«In der Schweiz gibt es viele Menschen, die der Meinung sind, dass wir in absoluter Gleichberechtigung leben. Das ist ein riesen Quatsch. Die Schweiz belegt im Weltranking des ‹global gender gap reports› gerade mal den 18. Platz. Oft vergessen die Leute, dass es bei Gleichberechtigung nicht nur um Militärdienst geht. Altersarmut bei Frauen ist ein grosses Problem. Bäuerinnen beispielsweise sind davon besonders betroffen. Sie arbeiten ihr Leben lang hart und sind oft sozial schlecht abgesichert. Oder auch unbezahlte Care-Arbeit ist uns ein wichtiges Anliegen.»

«Wir sind sicher, mit unserem einfachen Engagement tragen wir dazu bei, dass die Welt ein kleines Stückchen besser wird. Denn sie hat noch Fehler und wir müssen sie alle gemeinsam korrigieren.»

Wohin wollt Ihr mit Generation F kommen?

«Unser Ziel ist es vor allem, Menschen zu sensibilisieren. Wohin die Reise führt, wissen wir nicht und es spielt uns keine Rolle, solange wir mit Spass bei der Sache sind. Wir arbeiten alle drei Vollzeit in verschiedenen Berufen, als Angestellte aber auch in der Selbstständigkeit. Generation F ist unser gemeinsames und natürlich geliebtes Hobby.»

Ein Hobby als wichtige Arbeit

Auf ihrem Instagram-Kanal thematisieren Generation F verschiedene Themen im Zusammenhang mit Gleichberechtigung und Feminismus. Neben den im Interview angesprochenen Themen sind dies auch Probleme, die das Video von Joko und Klaas zur Sprache brachte.

veröffentlicht: 17. Mai 2020 15:25
aktualisiert: 17. Mai 2020 16:00
Quelle: PilatusToday

Anzeige
Anzeige