Absturz über Melchsee-Frutt

Hier wird der Pilot vom Rega-Heli abtransportiert

26.05.2021, 21:13 Uhr
· Online seit 26.05.2021, 09:34 Uhr
Nach dem Absturz eines Tiger-Jets der Schweizer Luftwaffe auf der Melchsee-Frutt läuft die Suche nach der Ursache. Die Militärjustiz hat eine Untersuchung eingeleitet. Aviatik-Experten analysieren derweil den Unfall.

Quelle: PilatusToday

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«Was auffällt ist, dass das Flugzeug nicht komplett zerstört wurde oder gebrannt hat. Dies lässt auf einen relativ kontrollierten Absturz deuten», sagt Aviatik-Experte Hansjörg Egger gegenüber «Blick TV».

Er ist vermutlich der unverkennbarste Flieger der Schweiz. Der knallrote Kampfjet mit Schweizerkreuz darauf, ein Tiger der Patrouille Suisse. Am Mittwochmorgen ist genau so ein Flieger im Gebiet Melchsee-Frutt abgestürzt. Der Pilot konnte sich glücklicherweise retten.

Quelle: Lesereporter / Pilatus Today

Die Bilder zeigen, wie der Pilot kurz vor dem Absturz via Schleudersitz aus dem Jet springen konnte. «Wir sind extrem dankbar, dass dem Piloten nichts passierte», sagte Armeesprecher Stefan Hofer sagte zum Absturz des F5-Tiger-Kampfjets und der glücklichen Rettung des Piloten.

Video zeigt Rega-Rettung

Einzelheiten konnte die Schweizer Armee am frühen Morgen auf Anfrage von PilatusToday und Tele 1 zunächst nicht nennen. Bisher sei erst bekannt, dass am Mittwochmorgen ein Flugzeug in einem nicht bewohnten Gebiet abgestürzt ist. Der Pilot konnte sich rechtzeitig mit dem Schleudersitz retten und blieb unverletzt. Er wurde mit der Rega ins Spital geflogen. Ein Leservideo, das uns am Mittwochabend erreicht, zeigt wie der Pilot mit dem Rega-Helikopter abtransportiert wird:

Quelle: PilatusToday

Warum der Kampfjet abstürzte, ist aktuell noch nicht bekannt. Der Aviatik-Experte Hansjörg Egger sagte aber, dass die Bilder danach aussähen, als ob der Pilot den Jet kontrolliert zum Absturz brachte. «Es fällt auf, dass der Jet in recht gutem Zustand war nach dem Absturz – also nicht komplett zerstört oder in Flammen. Das deutet klar auf einen kontrollierten Absturz hin.» Die F5-Tiger-Kampfjets sind bereits in die Jahre gekommen, wie Egger weiter sagt. «Der Flieger stammt aus den 70ern und 80ern. Es sind noch etwas über 20 Modelle im Einsatz. Aber man kann von einem Auslaufmodell reden.»

Wieso werden so alte Flieger noch geflogen?

Armeesprecher Daniel Reist erklärte im Verlauf des Mittwochs, dass die 26 Tiger-Jets, die sich noch im Besitz der Schweizer Armee befinden, als «Sparringpartner» im Luftkampftraining der F/A-18-Piloten eingesetzt werden. Die Tiger-Jets spielen bei Übungen die Rolle feindlicher Flugzeuge, auf welche die Piloten reagieren. Damit ist vorerst Schluss. Trainingsflüge mit Tiger F-5 Flugzeugen werden vorerst untersagt, so Daniel Reist. Ob und wie die Tiger-Jets weiter eingesetzt werden, soll frühestens nach den Ergebnissen der ersten Untersuchungen entschieden.

Quelle: PilatusToday

Später gab die Armee via Twitter weitere Details bekannt. Demnach war der Tiger F-5 gegen 9 Uhr in Payerne VD gestartet und befand sich auf einem Trainingsflug als Sparringpartner für die F/A-18 der Luftwaffe. «Der Absturz hat keinen Zusammenhang mit der Patrouille Suisse» , präzisiert Armee-Sprecher Stefan Hofer.

«Ich dachte es sei ein normaler Gleitschirmpilot»

Ein Augenzeuge beschreibt die Situation gegenüber PilatusToday und Tele 1 wie folgt: «Man sieht kein Feuer. Ich sah den Piloten in der Luft. Zuerst dachte ich es sei ein normaler Gleitschirmpilot.» Anschliessend sei der Rettungshelikopter der Rega eingetroffen. «Der Pilot hat gewunken und ist ca. 100 Meter gelaufen.»

Gebiet weiträumig abgesperrt

Die Strasse auf die Melchsee-Frutt ist derzeit noch geschlossen. Auch die Sportbahnen sind noch nicht in Betrieb. Die Sommersaison startet erst am 12. Juni. Deshalb ist das Gebiet aktuell nur via Luftweg erreichbar. Für die Anwohner fährt zwei Mal täglich die Seilbahn. Wegen des Flugzeugabsturzes hat die Armee den Luftraum jedoch weiträumig abgesperrt. «Das ist Standard wie bei einem Autounfall. So sollen alle Spuren gesichert werden.»

Nicht erster Absturz

Im Juni 2016 war letztmals ein Jet dieses Typs abgestürzt. Der Tiger der Patrouille Suisse stürzte beim Training vor einer Flugshow bei Leeuwarden in den Niederlanden ab. Der Pilot konnte sich mit dem Schleudersitz retten.

(red.)

veröffentlicht: 26. Mai 2021 09:34
aktualisiert: 26. Mai 2021 21:13
Quelle: PilatusToday

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