Flughafen Altenrhein

«Huere Halbschüeh!» – Anwohner nerven sich über Klimaaktivisten

17.01.2023, 13:23 Uhr
· Online seit 17.01.2023, 09:37 Uhr
Klimaaktivisten blockierten am Montagmorgen den Flughafen Altenrhein im Kanton St.Gallen, um gegen das WEF zu demonstrieren. Der Protest sorgte bei Anwohnern für rote Köpfe. Auch in der Politik ist man teilweise über die Aktion empört.

Quelle: CH Media Video Unit / Melissa Schumacher

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«Huere Halbschüeh! Nicht arbeiten, Steuergelder verschwenden!» Ein Anwohner beim Flughafen Altenrhein im Kanton St.Gallen ärgerte sich masslos über die Klimaaktivisten, die die Zufahrt blockierten. Polizisten gingen dazwischen, als der Anwohner den Aktivisten mit zunehmend lauter Stimme seine Meinung paukte.

«Kein Verständnis für solchen Protest»

Gegenüber BRK News erklärte er, dass er kein Verständnis für solchen Protest habe. In der Schweiz sei ja alles gut, da habe man das Klima unter Kontrolle. «Die sollen dort politisieren, wo der Schuh wirklich brennt, bei uns brennt er schon lange nicht mehr», führt er aus.

«Absolut überflüssige Sache», pflichtet ihm ein weiterer Anwohner bei. «Ich habe kein Verständnis für solche Aktionen.» Die Schweiz sei klimapolitisch gut unterwegs: «Grundsätzlich hat es sich jede Partei auf die Fahne geschrieben, dass wir der Natur Sorge tragen.» Zu extrem seien die Forderungen, «einfach traurig», was man da am Flughafen sehe von den Aktivisten.

«Klima-Terroristen» und «völlig inakzeptabel»

Die Today-Zentralredaktion wollte von den Schweizer Parteien wissen, wie sie denn zu solchen Blockaden stehen. Legitimiert ein Klimanotstand solche Aktionen? Oder sollte man härter gegen Klimaaktivisten vorgehen, die den Alltag stören?

Die FDP Schweiz liess verlauten, dass für sie dieser spezifische Vorfall in Altenrhein nicht sehr relevant sei. Solange Demonstrationen die behördlichen Vorgaben erfüllten, würde der Demonstrationsgrund keine Rolle spielen.

Ganz anders tönt es vonseiten SVP: Sprecherin Andrea Sommer sagte gegenüber der Today-Zentralredaktion: «Die so genannten Klima-Aktivisten terrorisieren die Schweiz», sie würden die Schweizer Freiheit und Sicherheit bedrohen. Die SVP fordere deswegen: «knallharte Bussen und bei Wiederholungstätern Haftstrafen für Klima-Terroristen.» Die SVP des Kantons St.Gallen schreibt in einer Mitteilung: «Es ist völlig inakzeptabel, dass die Führung der Kantonspolizei die Klimaextremisten einfach gewähren liess.» Die Polizei solle die «falsche Toleranz aufgeben und ihren Job machen.»

«Unbequem aber wichtig»

Die SP und die Grünen befürworten die Aktion. «Der Protest der Klimaaktivistinnen und -aktivisten ist unbequem, aber wichtig», sagt Andrea Scheck, Präsidentin der SP Kanton St.Gallen, zum «St.Galler Tagblatt». Eine solche Blockade sei der letzte Weg. Daniel Bosshard, Präsident der Grünen des Kantons St.Gallen versteht die Ungeduld der Aktivistinnen und Aktivisten. «Wenn die Politik das Jahrhundertproblem Klimagerechtigkeit endlich oben auf die Traktandenliste setzen würde, wären solche Protestaktionen nicht nötig», so Bosshard gegenüber dem «St.Galler Tagblatt».

Die Grünliberalen sind der Meinung, dass Demonstrationen und andere friedliche Aktionen eine Möglichkeit sind, um in der Gesellschaft Aufmerksamkeit und Unterstützung für den Klimaschutz zu gewinnen. Trotzdem befürworten sie die Aktion in der Ostschweiz nicht: Im Fall Altenrhein habe man sich aber nicht an das geltende Recht gehalten. «Unbewilligte Aktionen sind abzulehnen», heisst es von der Partei. Eine härtere Bestrafung der Aktivistinnen und Aktivisten wünscht sich die GLP jedoch nicht.

(jaw/hap)

veröffentlicht: 17. Januar 2023 09:37
aktualisiert: 17. Januar 2023 13:23
Quelle: Today-Zentralredaktion

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