Leben/Wissen

Immer mehr Opfer eines Epilepsie-Medikaments melden sich bei Behörde

10.01.2020, 10:21 Uhr
· Online seit 10.01.2020, 08:23 Uhr
Swissmedic wurden in den vergangenen Tagen drei neue Fälle gemeldet, in denen das Epilepsie-Medikament Depakine Kindern im Mutterleib geschädigt hat. Das Heilmittelinstitut sucht nach weiteren Opfern.
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(gb.) In Frankreich sollen es 6500 Kinder sein, die durch das Epilepsie-Medikament Depakine geschädigt wurden. Ihre Mütter sind meist Epileptikerinnen und hatten es während der Schwangerschaft eingenommen. In der Schweiz ist die Zahl der Geschädigten nun auf 42 angestiegen. Drei neue Fälle seien dem Schweizerischen Heilmittelinstitut Swissmedic in den letzten Tagen gemeldet worden, berichten am Freitag die Tamedia-Zeitungen.

Die Schweizerische Heilmittelbehörde hat seit 2015 ausdrücklich vor den Folgen des Medikaments gewarnt. Wird es während der Schwangerschaft eingenommen, kann es beim Ungeborenen zu schweren Hirnschäden und körperlichen Beeinträchtigungen führen. Einzelne Ärzte haben das Medikament trotzdem weiter verschrieben. Swissmedic liegen nämlich auch Fälle von Kindern vor, die nach 2015 geboren wurden.

Vergleich mit Contergan-Skandal

Um das Ausmass weiter eruieren zu können, suche Swissmedic zurzeit nach mehr Fällen von Kindern mit Jahrgängen nach 2015. Christoph Küng, Leiter der Abteilung Arzneimittelsicherheit von Swissmedic, vergleicht gegenüber der Tamedia-Redaktion die Depakine-Fälle mit dem Contergan-Skandal.

Das millionenfach verkaufte Beruhigungsmedikament, das den Wirkstoff Thalidomid enthielt, konnte bei der Einnahme in der frühen Schwangerschaft Schädigungen in der Wachstumsentwicklung der Föten hervorrufen. In Deutschland war es lange Zeit rezeptfrei erhältlich und führte zur Missbildung von mehreren tausend Neugeborenen und einer unbekannten Zahl von Totgeburten. 1961 wurde schliesslich der Zusammenhang zwischen Contergan und den Fehlbildungen erkannt und das Medikament vom Markt genommen. In der Schweiz und Österreich wurde Contergan unter dem Namen Softenon verkauft und fiel unter die Rezeptpflicht. Entsprechend fällt hier die Zahl der Geschädigten tiefer aus.

veröffentlicht: 10. Januar 2020 08:23
aktualisiert: 10. Januar 2020 10:21
Quelle: CH Media

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