Strommangel

Kantone befürchten Plünderungen

· Online seit 19.08.2022, 09:18 Uhr
Bereits diesen Winter könnten Strom und Gas knapp werden. Ende August startet der Bund aus diesem Grund mit einer schweizweiten Energiespar-Kampagne. Weiter sollen Notstromaggregate geprüft werden.
Anzeige

Die Tage werden kürzer, die Nächte länger und die Lichter gehen früher an – noch. Bereits diesen Winter könnte die Strom- und Gasversorgung in der Schweiz knapp werden.

Auch der Direktor des Verbands Schweizerische Elektrizitätsunternehmen, Michael Frank, warnt vor dem drohenden Strommangel: «Wir müssen uns darauf einstellen, dass es vielleicht nicht so gut kommt», sagt er gegenüber «SRF».

Schritt für Schritt

Um dem drohenden Mangel entgegen zu setzen, hat der Bund einen Notfallplan skizziert und sieht auch bei den Kantonen Handlungsbedarf.

Sparen: Der Bund nimmt jeden und jede in die Pflicht. Wer zum Beispiel die Heizung etwas runterdreht, kann schon rund fünf Prozent Strom sparen. Beim Gas sind es fünf bis zehn Prozent.

Verbot: Bei einem Verbot würden Saunas, Schwimmbädern oder Klimaanlagen der Stecker gezogen. Um etwa zehn Prozent Strom zu sparen, könnten Geräte, die nicht zwingend benötigt werden, verboten werden.

Kontingente zuweisen: Helfen auch Verbote noch zu wenig, könnte der Bundesrat für Grossverbraucher Kontingente bestimmen. Die Verbraucher würden dann angehalten, eine angeordnete Energiemenge einzusparen.

Abschalten: Der letzte Zwick wäre das zyklische, gebietsweise Abschalten des Stromnetzes. Eine solche Stromsperre würde zwischen vier bis acht Stunden dauern. Ob dies ein Schritt ist, den der Bund gehen werden muss, ist unklar und hängt von mehreren Faktoren ab.

Auch wenn der Bund vorgibt, was abgeschaltet oder eingeschränkt werden soll, wären die Kantone in der Pflicht die Vorgaben umzusetzen. Auch ist unklar, wen eine Stromrationierung betreffen würde. «Wir wissen noch nicht, für wen genau was gelten wird, seien dies Skilifte, Lebensmittelverteiler oder Grossbäckereien», sagt Jan Flückiger (44), Generalsekretär der Energiedirektoren-Konferenz zu «Blick».

Angst vor Plünderungen im Ernstfall

Bevor dieses Massnahmenpaket zum Einsatz kommt, prüft der Bund andere Möglichkeiten. So startet Ende August eine Energiespar-Kampagne. Für den Ernstfall will der Bundesrat auch für Gas- und Ölkraftwerke als Reserve sorgen. Es sollen auch Hunderte Notstromaggregate geprüft werden.

Dass nicht nur der fehlende Strom an sich zu einem Problem werden könnte, haben die Kantone schon früher erkannt. Im Kanton Solothurn sind zum Beispiel bereits fünf Tankstellen mit Notstrom ausgerüstet. Diese würden dann Polizei & Co. mit Treibstoff versorgen. Ist der Strom weg, «sind selbst Plünderungen nicht ausgeschlossen, sagt Diego Ochsner (55), Chef des kantonalen Krisenstabs.

(roa)

veröffentlicht: 19. August 2022 09:18
aktualisiert: 19. August 2022 09:18
Quelle: Today-Zentralredaktion

Anzeige
Anzeige