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Lage in der Schweiz laut früherer Mafia-Ermittlerin ernst

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Lage in der Schweiz laut früherer Mafia-Ermittlerin ernst

09.01.2022, 07:36 Uhr
· Online seit 09.01.2022, 07:19 Uhr
Die Schweiz muss im Kampf gegen die Mafia nach Ansicht einer früheren Fahnderin des Bundes ihren Ermittlungsansatz ändern. Ex-Bundesstaatsanwältin Rosa Cappa forderte in einem Interview unter anderem spezialisierte Polizeieinheiten.
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«Die Lage in der Schweiz ist sehr ernst», sagte Cappa in einem am Samstag publizierten Interview mit Blick.ch. Sie war von 2003 bis 2015 Staatsanwältin des Bundes. «Vor dreissig Jahren brachte die Mafia nur ihr Geld zu uns auf ihre Bankkonten. Heute leben ihre Leute unter uns. Sie haben sich eingenistet.»

Die im Tessin tätigte Anwältin sprach von rund 20 Mafia-Zellen in der Schweiz. Die Mafiosi und ihre Familien infiltrierten die Wirtschaft mit Investitionen in Restaurants, Hotels, Immobilien und Unternehmen, sagte sie. Über diese würden sie Geld waschen. Die Mafiosi würden in Dörfern leben, in die Kirche gehen, in Vereinen aktiv sein und Netzwerke bilden.

Schweiz unterschätze das Problem

Die Schweiz vernachlässigte nach Ansicht von Cappa den Kampf gegen die Mafia und unterschätzte das Problem. «Sie leistete meist nur Rechtshilfe für Italien, wurde selber kaum aktiv», sagte die 54-Jährige. «Es ist bequem, einen Kriminellen auszuschaffen und so zu tun, als wäre damit das Problem gelöst.» Cappa warf der obersten Schweizer Ermittlungsbehörde, der sie damals selber angehörte, vor, aus Imagegründen aufwändige Mafia-Ermittlungen mit unsicheren Erfolgschancen aufgeben zu haben.

Gelder von Verwandten konfiszieren

Cappa forderte in der Schweiz spezialisierte Polizeieinheiten. Zudem brauche es Gesetze, die es erlaubten, Mafia-Vermögen zu beschlagnahmen. Unabhängig davon, ob ein Mafioso bereits verurteilt sei. «In Italien müssen sie um ihr Vermögen fürchten, hierzulande nicht.» Ausserdem müsse es möglich sein, auch die Gelder von Verwandten und Geschäftspartnern eines Mafioso zu konfiszieren.

Die kantonalen Polizeikorps, die geografisch am nächsten an den Mafia-Zellen dran seien, hätten heute kaum Ressourcen und Kompetenzen, erklärte die frühere Mafia-Ermittlerin. Die organisierte Kriminalität der Mafia sei Sache des Bundes, doch dieser fokussiere vor allem auf Wirtschaftsdelikte.

veröffentlicht: 9. Januar 2022 07:19
aktualisiert: 9. Januar 2022 07:36
Quelle: sda

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