Informatik

Lindemann neuer BIT-Direktor nach Abgang im Streit

13.11.2019, 16:16 Uhr
· Online seit 13.11.2019, 15:20 Uhr
Dirk Lindemann wird neuer Direktor des Bundesamts für Informatik und Telekommunikation (BIT). Er leitet das in der Kritik stehende BIT bereits interimistisch. Finanzminister Ueli Maurer erwartet, dass er schnörkellos führt und sich bei den anderen Ämtern durchsetzt.
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Der Bundesrat hat Lindemann an seiner Sitzung vom Mittwoch per 1. Dezember 2019 ernannt. Wie Finanzminister Ueli Maurer vor den Medien in Bern sagte, waren rund 30 Bewerbungen eingegangen. Lindemann sei der geeignetste Kandidat gewesen.

Dirk Lindemann führt das Bundesamt bereits seit Mitte Juni interimistisch und hat laut Maurer in dieser Zeit «die Nagelprobe bestanden». Der frühere BIT-Direktor Giovanni Conti hatte sein Amt im Mai nach rund acht Jahren abgegeben - wegen Uneinigkeiten mit Maurer über die Zukunft des Bundesamts.

Lindemann ist 53-jährig und schweizerisch-deutscher Doppelbürger. Vor seinem Wechsel zum BIT hatte er seit 2011 für die Eidgenössische Steuerverwaltung gearbeitet, zuletzt als Vizedirektor. Dorthin war er geholt worden, um das letztlich doch gescheiterte IT-Projekt Insieme zu retten. Das Nachfolgeprojekt Fiscal-IT brachte er erfolgreich über die Ziellinie. Nach Anlaufschwierigkeiten läuft das System inzwischen offenbar stabil.

Wie Insieme wurde auch Fiscal-IT vom BIT gebaut. Das Programm war Anlass heftiger Konflikte zwischen der Steuerverwaltung und dem BIT, bei welchen sich Lindemann und der abgetretene BIT-Chef Conti gegenüberstanden.

Schnörkellos führen und durchsetzen

Das BIT sei als Querschnittsamt «kein einfaches Amt», sagte Maurer. Die IT spüre man immer dann, wenn sie nicht funktioniere. Von Lindemann erwarte er, «dass er das Amt schnörkellos führt und sich durchsetzen kann - wir müssen günstiger und effizienter werden».

Der künftige Direktor sieht grosse Herausforderungen in seiner neuen Funktion und im Bundesamt. Unter anderem gelte es, neue Technologien zu etablieren, die noch nicht so gut aufgegleist seien in der Verwaltung. «Wir müssen Kosten sparen und gleichzeitig Neues angehen.»

Gemäss Maurer gibt es neben dem täglichen Geschäft etliche grössere Projekte zu bewältigen: etwa das Transformationsprogramm Dazit oder die Migration in ein neues Rechenzentrum in Frauenfeld. Zudem wolle man «intensiver starten» mit Superb23, der Ablösung der SAP-Software.

Verzögerungen und Missverständnisse

Das BIT erbringt seine Leistungen für die Departemente, Bundesämter und externe Kunden. Laut Maurer verfügt es über ein Budget von 420 Millionen Franken pro Jahr und betreut 5000 Server in der Bundesverwaltung.

Das Bundesamt war in den vergangenen Jahren immer wieder in Kritik geraten. Zwar attestierte die Eidgenössische Finanzkontrolle dem BIT noch im April, dass durch eine Reorganisation die Effizienz gesteigert werden konnte. Allerdings dauerten Projekte überdurchschnittlich lange. Unklarheiten und Missverständnisse führten zu aufwendigen Diskussionen oder gar zum Projektabbruch.

Zudem monierte die Finanzdelegation der eidgenössischen Räte ebenfalls im April in ihrem Jahresbericht, dass es keine Gesamtsicht über die bundesweite Architektur für die Informations- und Kommunikationstechnik gebe. Das würde man bei einzelnen IKT-Projekten sehen. Dazu gehört auch Superb23.

veröffentlicht: 13. November 2019 15:20
aktualisiert: 13. November 2019 16:16
Quelle: sda

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