Kultur

Luzerner Künstler: «Das Engagement des Kantons ist sehr wichtig»

· Online seit 29.05.2020, 17:16 Uhr
Der Kanton Luzern hat für 17'000 Franken ein Bild der Luzerner Paul Lipp und Reto Leuthold gekauft. In erster Linie habe das grosse Format den Preis beeinflusst. Wichtig ist laut Lipp und Leuthold auch, dass solche Werke in kantonalen Gebäuden gezeigt werden.
Interview: Alexander von Däniken
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Sie konnten dem Kanton für 17‘000 Franken ein Bild verkaufen. Wie kam es dazu?

Paul Lipp: Die Kunstkommission kam im Rahmen ihrer Tätigkeit bei uns im Atelier vorbei, um unsere neuen Arbeiten zu sichten. Daraus ergab sich dann glücklicherweise dieser Ankauf.

Der Preis scheint im Vergleich zu anderen vom Kanton gekauften Werken hoch. Wie wird er bemessen, respektive was macht das Bild so besonders?

Reto Leuthold: Bei dem Bild «Reisen ins Landesinnere» handelt es sich um ein sehr grosses Format von 2,8 auf 2 Metern, daraus ergibt sich auch der vergleichsweise höhere Preis.

Das Werk war eine Koproduktion. Wie muss man sich das praktisch vorstellen und wie lange dauerte es, bis das Bild fertig war?

Paul Lipp: Es ist schwierig zu sagen, wie lange die Produktion eines einzelnen Bildes dauert. Wir arbeiten oft über mehrere Monate parallel an bis zu zehn Leinwänden. Zur Arbeitsweise zitieren wir hier Eva-Maria Knüsel vom Raum für Kunst sic! Elephanthouse in Luzern. «Reisen ins Landesinnere» stammt aus der gleichen Serie Arbeiten, welche für die Ausstellung «good mood in a bad shape» dort ausgestellt wurden.

«Lipp & Leuthold fordern sich durch die gemeinsame Arbeit am Bild heraus: Durch das Zuspielen und Reagieren auf Bildeinfälle des anderen entstehen erste skizzenhafte Behauptungen. Diese werden im nächsten Moment vom Gegenüber weitergesponnen oder übermalt, bis sich aus dem prozesshaften Dialog eine malerische Setzung herauskristallisiert. In schichtweisem Auftrag von Öl-, Acryl- und Sprayfarbe treffen gestischer Duktus auf schablonenartige Umrisse, figurative Motive auf zeichenhafte Formen und virtuoser Strich auf krakelige Spur. Die Lust an der spontanen Entscheidung, die Suche nach einer kompositorischen Spannung und die radikale Löschung von Bildinformation schlägt sich eindrücklich auf den grossen Formaten nieder. Die Leinwände werden teilweise über lange Zeiträume weiterbearbeitet, gedreht und übermalt bis zu dem Moment, in dem etwas in Bewegung gerät, sich eine Idee manifestiert – das Bild gelingt. Die Bildfindung wird begleitet von Gesprächen über malerische Ideen, gegenseitigen Handlungsanweisungen oder bewusster Provokation einer Reaktion. Lipp & Leuthold funktionieren dabei wie ein Akteur in zwei Körpern: Die Hand auszulagern, die Umsetzung des Partners zu akzeptieren oder in Frage zu stellen, erfordert ein hohes Mass an Vertrauen in die gemeinsame künstlerische Praxis.»

Wie leben Sie in Corona-Zeiten, wenn keine Vernissagen möglich sind?

Reto Leuthold: Wir haben unsere Zusammenarbeit momentan so eingerichtet, dass wir uns gegenseitig mit Ideen und Aufgaben beliefern. So sind einige neue Ausgangslagen entstanden und wir freuen uns, diese wieder gemeinsam in Angriff zu nehmen. Vernissagen und Ausstellungen sind ja die eine, quasi öffentliche Seite der Beschäftigung mit Kunst. Die andere ist die Arbeit im Atelier. Für die Ausstellung im Kunstmuseum Luzern im Sommer 2021 sind wir nun daran, neue Bilder zu produzieren.

Wie wichtig ist es für Künstler, dass sich der Kanton als Käufer engagiert?

Paul Lipp: Dieses Engagement ist sehr wichtig. Die Kunstkommission fördert damit die lokalen Künstlerinnen und Künstler finanziell und kümmert sich zugleich um die Sichtbarkeit der angekauften Werke, indem sie die Arbeiten im öffentlichen Raum platziert. Der Kanton ermöglicht somit einer breiten Öffentlichkeit, die Werke lokaler Kunstschaffenden in kantonalen Verwaltungen, Schulen, Gerichten und weiteren Gebäuden zu betrachten und leistet damit einen grossen Beitrag für die Akzeptanz und das Verständnis von Kunst in unserer Gesellschaft.

Wie gut können Sie von der Kunst leben?

Reto Leuthold: Mit der Kunst sehr gut, von den Verkäufen eher weniger. Wir sind beide in einem Teilzeitpensum angestellt.

veröffentlicht: 29. Mai 2020 17:16
aktualisiert: 29. Mai 2020 17:16
Quelle: CH Media

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