Schweizer Wohnungsmarkt

Mieten steigen so stark wie lange nicht mehr – das will die Politik dagegen tun

· Online seit 11.01.2023, 15:58 Uhr
In der Schweiz mussten Mieter auf der Suche nach einer neuen Wohnung im abgelaufenen Jahr in allen Kantonen tiefer in die Tasche greifen. Es wurde der höchste jährliche Mietanstieg seit Beginn der Erhebung durch Homegate registriert. FDP und Grüne haben verschiedene Rezepte dagegen.
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So legten die Angebotsmieten gemäss dem Homegate-Mietindex, der seit 2009 gemeinsam mit der ZKB erhoben wird, im Jahr 2022 um 2,8 Prozent zu. Dieser deutliche Anstieg sei das Resultat einer zunehmenden Knappheit am Wohnungsmarkt sowie höherer Heiz- und Nebenkosten, heisst es in der am Dienstag veröffentlichten Studie. Auch im Dezember stieg der Index gegenüber dem Vormonat an – und zwar um 0,2 Prozent.

Neben dem rekordhohen Anstieg der Mieten sei die Breite der Steigerungen eine Besonderheit gewesen. Denn in keinem Kanton seien die Angebotsmieten rückläufig gewesen. Selbst in Kantonen wie dem Wallis, Tessin oder Jura, in denen die Nachmietersuche in den vergangenen Jahren eher zögerlich verlief, stiegen die Mieten an.

2023 weitere Mietpreiserhöhungen erwartet

Am stärksten kletterten die Mietpreise mit plus 6,7 Prozent in Graubünden. Auch Kantone wie der Aargau, Thurgau und Solothurn, die zuvor aufgrund hoher Leerstände eher sinkende Angebotsmieten aufwiesen, legten nun zu. Gleichzeitig kam es nicht wie während Corona oft diskutiert zu einer Stadtflucht, sondern auch in Zürich (+6,2 Prozent) oder Lugano (+5,3 Prozent), Basel und Luzern (je +3,7 Prozent) wurden deutliche Anstiege bei den Preisen der inserierten Wohnungen verzeichnet.

Angesichts der rückläufigen Bautätigkeit sowie der stabilen Nettozuwanderung ist den Experten zufolge auch im neuen Jahr 2023 mit Mietsteigerungen zu rechnen. Aktuell könne insbesondere in den urbanen Regionen das Angebot die Nachfrage nach wie vor nicht bedienen. Solange dies der Fall sei, sei die Grundlage für steigende Angebotsmieten weiterhin vorhanden.

Nebenkosten steigen, der Referenzzinsatz wird angehoben und wir stecken mitten in der Inflation. Machen sich Zürcherinnen und Zürcher Sorgen deshalb? Wo wollen sie Geld einsparen, wenn die Mieten bis zu 20 Prozent teurer werden?

Quelle: ZüriToday / Maarit Hapuoja

Mehr oder weniger Regulierung?

Ist der Sprung bei den Mietpreisen ein Signal für die Politik zum Einschreiten? Man ist sich einig, dass etwas getan werden muss. Die Stossrichtungen sind aber verschieden. Nationalrat und FDP-Vizepräsident Andri Silberschmidt plädiert für eine Deregulierung des Wohnungsmarktes. «Es muss endlich einfacher und günstiger werden, Wohnraum zu schaffen», sagt er im Interview mit der Today-Zentralredaktion. Auch die Hürden beim Erwerb von Immobilien müssten abgebaut werden.

Für mehr gemeinnützigen Wohnungsbau und eine Mietpreiskontrolle plädiert dagegen die grüne Nationalrätin Natalie Imboden. Die öffentliche Hand müsse in der Lage sein, gegen exorbitant erhöhte Mieten vorzugehen. Im Mietrecht sei eigentlich vorgeschrieben, dass die Mieten nur dann steigen dürfen, wenn auch die Kosten für den Vermieter steigen. Die Realität sehe allerdings oft anders aus. Mieterinnen und Mieter könnten sich aber wehren und den Mietzins überprüfen lassen. «Man muss zu hohe Mieten nicht einfach erdulden», sagt Imboden.

(sda/Livia Middendorp/osc)

veröffentlicht: 11. Januar 2023 15:58
aktualisiert: 11. Januar 2023 15:58
Quelle: Today-Zentralredaktion

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