Rücktritt oder gefeuert?

Migros-Chef soll sich intern Feinde gemacht haben

· Online seit 30.10.2022, 10:51 Uhr
Die Meldung kam überraschend: Migros-Chef Fabrice Zumbrunnen geht per Ende April 2023. Einer der Gründe sei, dass viele Läden rote Zahlen schreiben. Er sei zum Rücktritt gedrängt worden, zeigen Recherchen.
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Die Migros-Gruppe als Ganzes, wird in diesem Jahr einen höheren Umsatz ausweisen, weil ihre Nebengeschäfte – der Reiseveranstalter Hotelplan, die Migros-Bank, die Migrol-Tankstellen und die Zahnarztzentren – gut laufen. Doch der Reingewinn wird deutlich sinken, wie die «SonntagsZeitung» schreibt. Umsätze und Gewinne bei den Supermärkten schrumpfen. Angesichts der hohen Teuerung dürfte sich die Lage im kommenden Jahr eher noch verschärfen. Nur zwei von zehn regionalen Genossenschaften würden noch deutliche Gewinne schreiben.

Darum wollte Migros-Chef Fabrice Zumbrunnen das Steuer herumreissen und die zehn Regionalgenossenschaften, die dem Einfluss der Zentrale in Zürich weitgehend entzogen sind, dazu bewegen, vermehrt zusammenzuspannen, um Kosten zu sparen – vergeblich.

«Gegangen worden» oder persönlicher Entscheid?

Am Montag war es zum Knall gekommen und Zumbrunnen kündigte seinen Abgang auf Ende April an. Die «NZZ am Sonntag» schreibt: Zumbrunnen ging nicht freiwillig. Einflussreiche Kreise aus der Migros-Verwaltung booteten ihn aus und forcierten seinen Abgang. Zumbrunnen hatte sich vor allem bei den einflussreichen Chefs der regionalen Genossenschaften Feinde gemacht. Er sei zunehmend «beratungsresistent» geworden, heisst es in der NZZaS. Sie schreibt: «Am Schluss habe Zumbrunnen keine echte Wahl gehabt, er wurde gegangen.»

Der Sonntagszeitung wurde von einer Person aus dem nahen Umfeld der Migros-Führungsspitze ähnliches zugetragen: «Zumbrunnen wusste sehr genau, dass er keine Chance hat, sich gegen die mächtigen Regionalfürsten durchzusetzen, deshalb hat er sich zu diesem Schritt entschieden.»

Dieser Version widersprechen aber Unterstützer von Zumbrunnen: Die Migros-Verwaltung habe noch keinen Ersatz für den abtretenden Migros-Chef. Das würde zeigen, dass es keine Absetzung war, sondern der persönliche Entscheid von Zumbrunnen.

(sda/jaw)

veröffentlicht: 30. Oktober 2022 10:51
aktualisiert: 30. Oktober 2022 10:51
Quelle: Today-Zentralredaktion

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