Tschuttiheftli

Mit diesen alternativen Tschuttibildli kannst du Gutes tun

09.04.2021, 10:35 Uhr
· Online seit 09.04.2021, 09:02 Uhr
Jetzt gibt es das Tschuttiheftli zu kaufen. Die nicht-kommerzielle Panini-Alternative aus der Schweiz setzt seit Jahren auf einen künstlerischen Ansatz und unterstützt wohltätige Organisationen. Dieses Jahr wird das Einkleben aber nicht ganz so einfach.
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Bei den berühmten Panini-Bildern hat sich im Grunde seit Tag eins nicht viel verändert: Es sind Porträt-Fotos von Fussballern, mit denen sich der italienische Konzern eine goldene Nase verdient. Beständigkeit seit 1961 in Ehren, doch sollte man Blick und Geldbörse nicht vor einer künstlerischen Alternative aus der Schweiz verschliessen.

Heute Freitag erscheint das Sammelalbum «Tschuttiheftli». Das ist im Grunde genau das Gleiche, aber völlig anders. Denn es geht auch hier um Visagen von Fussballern, diese sind aber kunstvoll illustriert: Mal im Comic-Stil und mit Sprechblasen gezeichnet, mal mit grotesk überzeichneten Gesichtspartien, mal im Pop-Art-Style der 50er.

Künstler aus aller Welt

Die Illustrationen für das (normalerweise) alle zwei Jahre erscheinende Tschuttiheftli steuern Künstler aus aller Welt bei. Darunter aber auch sehr lokale – etwa Nicole Blattmann aus Trogen, die Zeichnungen für das Tschuttiheftli beisteuern durfte (FM1Today berichtete). Dies eigentlich für die Ausgabe 2020, welche aber mit der EM auf dieses Jahr verschoben wurde.

Eine EM, die es so noch nicht gegeben hat. Verteilt auf Stadien und Länder in ganz Europa (und Baku in Asien), dazu eine nie dagewesene pandemische Herausforderung. Das Tschuttiheftli trägt diesen Umständen teilweise Rechnung.

«Den Nationalismus aufbrechen»

Ein grosses Fussballturnier ist immer ein Kampf der Nationen. Auch wer sich mit Land und Flagge sonst nicht gross identifiziert, verfolgt die Spiele seiner Nationalmannschaft oft gebannt und leidet mit seinen Landsmännern- und Frauen mit. In der Regel ist das ein Zusammenrücken im positiven Sinn – auch mit Fans des sportlichen Gegners, denen man frech, aber freundlich begegnen soll.

Auf diese freundliche Durchmischung setzt auch das diesjährige Tschuttiheftli. «Es gibt bei dieser Ausgabe zwei Wege, die Bilder einzukleben. Einmal klassisch nach Nationen und andererseits nach Künstler. Dazu haben die Bilder zwei verschiedene Nummern erhalten», sagt David Glanzmann vom Tschuttiheftli-Vorstand gegenüber FM1Today.

Bis anhin illustrierte ein Künstler jeweils eine ganze Mannschaft im selben Stil. Dieses Mal eine zufällige Auswahl von Spielern. Klebt man also nach Nationen ein, hat man am Ende eine bunte Sammlung von verschiedenen Stilen. Oder man sortiert nach Künstlern und Stil und hat am Ende eine Auswahl von Nationen auf einer Seite.

Quelle: Tschuttiheft.li

«Wir wollen damit den Nationalismus aufbrechen und verdeutlichen, dass wir zusammen mehr erreichen können als alleine», sagt Glanzmann.

Er räumt aber auch ein, dass man sich beim Einkleben bei dieser Ausgabe vielleicht etwas besser konzentrieren muss als sonst.

Unterstützung verschiedener Organisationen

Der Sitz des Tschuttiheftli-Vereins ist in Luzern, doch die kreativen Sammelbilder erhält man dank vielfältiger Kooperationen rund um die Welt. «Am stärksten verbreitet sind sie sicher im deutschen Sprachraum und mittlerweile auch in England», sagt Glanzmann.

Die Sammelbilder kann man online bestellen oder in unabhängigen Kiosks, in verschiedenen Buchhandlungen und Papeterien kaufen. «Wir befürworten den Verkauf über diese Stellen sehr – um die Läden zu unterstützen, gerade in dieser Zeit», sagt Glanzmann.

Kommerzielle Treiber gibt es beim Tschuttiheftli nicht. Im Gegenteil: Mit dem Erlös werden kulturelle und karitative Organisationen unterstützt. «Mit dem Erlös aus der Schweiz wird die Stiftung terre des hommes unterstützt. Der deutsche Absatz hilft Sea Watch und in Österreich profitiert die Aktion Hunger auf Kunst und Kultur, die sozial benachteiligten Menschen den Zugang zu eben jenem ermöglicht.»

Kritik und Gleichberechtigung

Ein starker Kontrast dieser hehren Motive zeigt sich hinsichtlich des übernächsten Fussballturniers, der WM in Katar. Medienberichten zufolge sind dort bereits tausende Gastarbeiter beim Bau der Stadien in der Wüste ums Leben gekommen.

Die meist asiatischen Arbeiter haben oftmals keine andere Wahl, als dort zu schuften und sollen unter menschenunwürdigen Bedingungen faktisch als Sklaven gehalten werden. «Wir werden uns definitiv kritisch mit dieser WM auseinandersetzen», sagt Glanzmann, «das wird ganz gewiss kein Tschuttheftli-Album geben, wie man es sich gewohnt ist.»

Konkreter wird er derzeit nicht. Dafür macht Glanzmann eine weitere grosse Ankündigung für den nächsten Sommer: «Erstmals werden wir dann auch ein Tschuttheftli-Album für die WM der Frauen herausbringen.»

Das alleine könnte man schon als Kritik am arabischen Emirat interpretieren.

veröffentlicht: 9. April 2021 09:02
aktualisiert: 9. April 2021 10:35
Quelle: FM1Today

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