«Müllhaufen der Geschichte»: Shitstorm gegen das Ständemehr
(wap) Gegner des Ständemehrs sehen sich durch den gestrigen Abstimmungssonntag bestätigt. Dass die Konzerninitiative das Volksmehr gewann, aber am Widerstand kleiner ländlicher Kantone scheiterte, sorgt für Frust. Diesen lassen die Abstimmungsverlierer auf Twitter aus.
Das Ständemehr gehört auf den Müllhaufen der Geschichte. #KVI #abst20
— Ronja Jansen (@RonjaJansen) November 29, 2020
Juso-Präsidentin Ronja Jansen griff gar zu einem Zitat des russischen Bolschewistenführers Leo Trotzki und sprach vom «Müllhaufen der Geschichte». Dorthin gehöre nun das Ständemehr. SP-Fraktionschef Roger Nordmann verwies auf den Grundsatz, wonach jede Stimme gleichviel zählen müsse («Democracy: one person = one vote») und insinuierte damit, das Ständemehr sei undemokratisch.
Le déni démocratique, c'est qu'un Appenzellois ait 43x plus de poids qu'un Zürichois. Democracy: one person = one vote https://t.co/nk84RybeCq
— Roger Nordmann (@NordmannRoger) November 29, 2020
Auch Philipp Sarasin, Ordinarius für Geschichte der Neuzeit und Schweizer Geschichte an der Universität Zürich, trug zur Diskussion bei. In einer Kürzestanalyse kam er zum Schluss:
Das sind die Anteile der kleinsten Kantone an der Gesamtbevölkerung (in %):
— Philipp Sarasin (@Philipp_Sarasin) November 29, 2020
AI: 0,2
OW: 0,4
UR:0,4
NW: 0,5
GL: 0,5
AI: 0,6
JU: 0,9
SH: 1
ZG:1,5
SZ: 1,9
= 16 Ständestimmen (von 26) mit 7,9% der Bevölkerung. Das #Ständemehr sabotiert die Demokratie und blockiert die Schweiz. https://t.co/umQbwrbTcU
CVP-Präsident Gerhard Pfister warf den Ständemehr-Gegnern dagegen vor, schlechte Verlierer zu sein.
Die Grünen und die Jusos rütteln am Abstimmungsergebnis - kennt man aus den USA. https://t.co/F99t609Neq
— Gerhard Pfister (@gerhardpfister) November 29, 2020
Für CH Media hat Politologin Martina Mousson vom Forschungsinstitut Gfs Bern die Diskussion über die Abschaffung des Ständemehrs aus politologischer Sicht kommentiert.