Um über 3,4 Prozent stiegen die Konsumentenpreise im Juni verglichen mit dem Vorjahresmonat. Die Drei-Prozent-Marke knackte die Jahresteuerung in der Schweiz letztmals im Juli 2008. Die Konsumenten, vor allem Geringverdiener und Familien, spüren die erhöhte Inflationsrate im Portemonnaie.
«Auch wenn die Leute noch nicht auf Ferien verzichten, passen sie einige Verhaltensweisen an», schrieb Amalia Mirante, Ökonomin und Dozentin an der Fachhochschule Südschweiz (Supsi) kürzlich auf dem Tessiner News-Portal «Ticino Libero». Etwa würden mehr Eigenmarken-Produkte der Grossverteiler wie Qualité & Prix von Coop oder M-Classic von Migros oder Gourmet von Aldi gekauft. Auch zögen Konsumenten den Einkauf in Discountern wie Denner oder Lidl vor.
M-Budget sei verstärkt nachgefragt
Grossverteiler bestätigen das Phänomen. «Wir stellen erst eine leicht verstärkte Nachfrage nach M-Budget-Produkten fest», sagt Marcel Schlatter, Leiter der Migros-Medienstelle, zur Today-Zentralredaktion. Interessant zu sehen sein werde sicherlich, wie sich die Kurve nach den Sommerferien entwickeln werde.
Auch bei Lidl sind gewisse Produkte gefragter als vor der Inflation. «Wir spüren einen leichten Anstieg im Bereich der Bevorratungsprodukte», sagt Mediensprecherin Vanessa Meireles. Als Beispiel erwähnt sie Konserven, Babynahrung, Hygienartikel, Suppen, Saucen und Kaffee.
Aktion von Aldi
Bei Aldi Suisse heisst es, der Discounter könne auch in der aktuell herausfordernden Zeit vermehrt neue Kundinnen und Kunden in seinen Filialen begrüssen. Die Medienstelle macht darauf aufmerksam, dass Aldi unter dem Motto «Alles wird teurer – Aldi hilft» aktuell eine Kampagne führt. Bei dieser würden wöchentlich Artikel zu reduzierten Preisen bis zu 50 Prozent angeboten sowie Sonderaktionen gefahren. «Wir führen den günstigsten Warenkorb am Schweizer Markt – bei uns kann sich der Kunde auf den Preis und die Qualität verlassen, so helfen wir durch schwere Zeiten.»
Coop-Kunden kaufen hingegen wie gewohnt ein. «Das Einkaufsverhalten hat sich in den vergangenen Wochen in den Coop-Supermärkten und auf Coop.ch nicht signifikant verändert», sagt Mediensprecherin Melanie Grüter.
Tiefere Preise gefordert
Das Konsumentenforum setzt sich mit den steigenden Preisen auseinander. «Querbeet beklagen sich Leute darüber, dass sie sich gewisse Alltagsprodukte in den Grossverteilern nicht mehr leisten können», sagt Babette Sigg Frank, Präsidentin des Konsumentenforums. Teilweise weiche die Kundschaft wegen der Inflation für gewisse Produktegruppen wie Joghurts deshalb auf einen Discounter aus. «Dort kriegen sie dasselbe für weniger Geld.»
Auch stelle das Konsumentenforum fest, dass die Kundinnen und Kunden zum Einkaufen jetzt noch mehr ins grenznahe Ausland fahren würden, sagt Sigg Frank. «Um dies zu vermeiden, wäre es sinnvoll, wenn Schweizer Grossverteiler die Preise von Produkten des täglichen Gebrauchs etwas nach unten korrigierten.»