Tourismus

Nicht sexy aber nützlich: Schweiz-Image «sicher und sauber»

14.05.2020, 09:15 Uhr
· Online seit 14.05.2020, 09:05 Uhr
Noch vor der Sommersaison haben die Schweiz und drei Nachbarländer bekannt gegeben, ihre Grenzen Mitte Juni zu öffnen. Für Urs Eberhard, Vizedirektor von Schweiz Tourismus, kann die Schweiz in dieser Krisenzeit von ihrem Image als «sicher und sauber» profitieren.
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Keystone-SDA: Die EU-Kommission hat am Mittwoch einen gemeinsamen Ansatz vorgeschlagen, wie der Tourismus wiederbelebt werden soll. Wie wichtig sind die Empfehlungen für die Schweiz?

Urs Eberhard: Es ist wichtig, sich innerhalb Europas zu koordinieren, zumal die Schweiz als Schengenland eng mit den EU-Staaten verbunden ist. Eine gemeinsame Empfehlung aus Brüssel hat Signalwirkung für den Tourismus.

Die EU-Kommission empfiehlt eine «stufenweise und abgestimmte» Öffnung der Grenzen. Die Schweiz, Deutschland, Österreich und Frankreich haben angekündigt, am 15. Juni ihre Grenzen wieder zu öffnen. Gerade noch rechtzeitig für die Sommersaison?

Wir begrüssen sehr mit Blick auf die Sommersaison die angekündigte Grenzöffnung mit den Nachbarstaaten. Denn deutsche und französische Touristen machen knapp ein Viertel der Übernachtungen von Gästen aus dem Ausland aus. Wichtig ist jetzt, dass sich diese Staaten bei ihren Schutzmassnahmen koordinieren.

Brüssel schlägt etwa vor, dass Gäste auch in Hotels wenn möglich Schutzmasken tragen. Wie sehen Sie das?

Wir haben in der Schweiz ein sehr strenges Schutzkonzept. Zudem kommt uns unser Image der «sicheren und sauberen Schweiz» zugute. Was in normalen Zeiten vielleicht nicht so sexy klingt, ist in Krisenzeiten ein grosser Pluspunkt. Diese Botschaft werden wir entsprechend kommunizieren.

Geplant ist zudem die Publikation der Schutzkonzepte der Schweizer Hotels, Restaurants und Ausflugsbahnen auf unserer Homepage, damit sich unsere Gäste genau informieren können. So werden wir Vertrauen schaffen.

Rechnen Sie mit Gästen aus anderen teilen Europas?

Das dürfte noch länger dauern. Darum rechnen wir am Anfang vor allem mit einheimischen Gästen. Ich glaube, man darf nicht unterschätzen, dass die Menschen in Krisenzeiten ein Bedürfnis haben sich einzuigeln. Deshalb werden wahrscheinlich viele ihre Ferien im Heimatland verbringen.

Es gibt aber Länder, die nicht über eine so gut ausgebaute Tourismusinfrastruktur verfügen. Ausserdem werden die Menschen früher oder später wieder das Bedürfnis haben zu reisen. Daher werden mittelfristig auch wieder ausländische Gäste zu uns kommen.

Wie sieht es mit Gästen aus Drittstaaten aus?

Das ist schwierig zu sagen. Zuerst muss die Schengen-Aussengrenze wieder aufgehen. Wir werden aber sicher keine Dumping-Angebote machen. Vielmehr können wir den Neustart nutzen, um die Leute zu überzeugen, länger bei uns zu bleiben. Damit würde sich auch die Wertschöpfung erhöhen.

Selbst, wenn die Grenzen offen sind, haben wir das Problem, dass viele Flugverbinden, die es bisher gab, bis zum Sommer nicht wieder aufgenommen werden. Wie sehen Sie das?

Für uns ist die internationale Anbindung äusserst wichtig. Die ersten ausländischen Gäste werden aber aus Europa kommen, und da haben wir glücklicherweise sehr gute Bahnverbindungen. Es ist schon viel erreicht, wenn diese wieder etabliert sind. Zudem glaube ich, dass viele Gäste aus einem Bedürfnis nach Sicherheit heraus per Auto anreisen werden. Der Flugverkehr wird sich hingegen nur langsam erholen. Wir werden Ende 2020 noch lange nicht da sein, wo wir vor der Coronakrise waren.

Wie schätzen Sie in dieser Krisenzeit den starken Franken ein?

Urs Eberhard: Wenn der Franken bei 1.05 oder bei 1.10 zu einem Euro bleibt, dann geht es. Viel grössere Sorgen macht uns die Weltwirtschaft. Davon sind wir abhängig. Von unserer Seite haben wir gemacht, was wir konnten. Wir sind bereit für unsere Gäste.

veröffentlicht: 14. Mai 2020 09:05
aktualisiert: 14. Mai 2020 09:15
Quelle: sda

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