St.Gallen

«Nulltoleranz-Strategie» – So geht die Polizei gegen bewaffnete Jugendliche vor

05.04.2022, 21:51 Uhr
· Online seit 05.04.2022, 08:11 Uhr
Laut einer Umfrage tragen immer mehr minderjährige Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren mit einem Messer mit sich. Beeinflusst wird das unter anderem vom Freundeskreis und dem Bildungsstand. Das Problem ist auch im Kanton St.Gallen bekannt.

Quelle: tvo

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Immer mehr minderjährige Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren laufen mit einem Messer herum. Das zeigt eine Umfrage der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW). Demnach hat ein Fünftel der männlichen Jugendlichen in dieser Altersgruppe ein Messer im Sack. Im letzten Jahr wurden 18 Minderjährige wegen versuchter oder effektiver Tötung mit Schneid- und Stichwaffen verhaftet.

Vor fünf Jahren waren es noch drei Jugendliche gewesen. Es gebe generell einen Trend zu höherer Gewaltbereitschaft, sagte der Gewaltforscher Dirk Baier gegenüber «20 Minuten».

Über 30 Messer in fünf Monaten in St.Gallen

Dass immer mehr Jugendliche Messer bei sich tragen, ist auch der Kantonspolizei St.Gallen bekannt. In den letzten fünf Monaten musste sie über 30 Messer einziehen und vernichten. Im Frühling dürften es noch mehr werden, vermutet Mediensprecher Florian Schneider, Mediensprecher der Kantonspolizei St.Gallen: «Im Gespräch mit den Jugendlichen stellen wir fest, dass immer wieder von Messern die Rede ist. Entweder sie haben selber eines dabei oder wissen dies von Kollegen. Die Kantonspolizei muss dem Einhalt gebieten. Wir fahren eine Nulltoleranz-Strategie.» Wer im Ausgang von der Polizei mit einem Messer erwischt wird, muss dieses abgeben, je nach Messer droht eine Anzeige.

Simone Meyer, Fachmitarbeiterin der offenen Jugendarbeit St.Gallen sieht einen weiteren Grund, weshalb sich Jugendliche bewaffnen: «Im Gespräch mit den Jugendlichen erfahren wir, dass diese sich ein Messer zutun, weil in den Medien gesagt wird, dass so viele Jugendliche bewaffnet sind. Sie wollen sich schützen. Es ist ein Teufelskreis, der sich entwickelt hat.»

Besonders beliebt bei 14- bis 16-Jährigen

Die Umfrage der ZHAW zeigt, dass das Messer bei allen Jugendlichen – unabhängig vom Migrationshintergrund – immer beliebter geworden ist, ein Messer mit sich zu führen. Am häufigsten tun dies 14- bis 16-Jährige. Dabei haben männliche Personen zwischen 12 und 18 Jahren viel öfter ein Messer dabei als Frauen. Bei Knaben ist es jeder Fünfte, bei Mädchen jedes Zehnte.

Bildungsstand und Migrationshintergrund

Ein Messer sei ein leicht zugängliches Mittel für junge Männer, ihre Männlichkeit zu beweisen, so der Gewaltforscher. Beeinflusst werden die Jugendlichen dabei am meisten von ihrem Freundeskreis und dem Gruppendruck der entstehe. Auch das Bildungsniveau spiele ein grosse Rolle. So würden Jugendliche mit höherer Bildung seltener zu Gewalt und Messern greifen.

Das Messer vermittle aber noch ein weiteres Gefühl, nämlich das der Sicherheit. So empfindet es laut Umfrage jedenfalls jeder dritte Jugendliche. Besonders Jugendliche mit Migrationshintergrund stimmten den Aussagen in der Umfrage zu.

Was die Jugendlichen selbst zu der Thematik sagen, erfährst du oben im Video.

(mle/dab)

veröffentlicht: 5. April 2022 08:11
aktualisiert: 5. April 2022 21:51
Quelle: FM1Today

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