Flüssiges Gold

Nun kommt das Pissoir für Kühe

17.12.2022, 11:58 Uhr
· Online seit 17.12.2022, 11:49 Uhr
Eine niederländische Firma hat eine Toilette für Kühe entwickelt. Mit dieser sollen die Bauern den Urin besser als Dünger nutzen können, die Ammoniakemissionen in ihren Ställe senken und es soll gar zu weniger Krankheiten bei den Kühen kommen. Seit kurzem gibt es das Kuh-Pissoir auch in der Schweiz.

Quelle: FM1Today/Philomena Koch

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Vorsichtig manövriert die Kuh ihren Hintern zum Behälter, der etwas aussieht wie ein grosser, umgedrehter Helm, ein Bügel senkt sich zum Hinterteil und stimuliert einen Nervreflex – und schon läuft's. Sauber wird alles aufgefangen und in einen Behälter geleitet, Urin und Kot getrennt, nur wenige Tropfen gehen daneben. Das ist die Idee des Kuh-Pissoirs, das die niederländische Firma «Hanskamp» entwickelt hat. Der Kuh-Harn ist nämlich wertvoll.

Gezielter Düngen, weniger Ammoniak, weniger Krankheiten

«Der Urin enthält Stickstoff und Kalium. Kot hingegen enthält viel Phosphat und organische Stoffe. Milchviehhalter und Ackerbäuerinnen können so spezifische Düngungsentscheidungen treffen je nach Bedarf der Kultur», sagt Jochem Tolkamp vom Hersteller «Hanskamp» gegenüber dem Schweizer Bauer. Der Harn kann dann einfach mit dem Schleppschlauch ausgebracht werden.

Durch das Trennen von Harn und Kot entstehe zudem weniger Ammoniak und die Emissionen in den Ställen könnten gesenkt werden. Und, ein weiterer grosser Vorteil laut Tolkamp: Die Kühe selbst bleiben beim Verrichten ihres Geschäfts sauberer. Dadurch trete «auffällig» wenig Mortellaro auf, eine ernst zu nehmende Erkrankung der Klauen von Rindern.

Kühe gewöhnen sich ans Pissoir

Viele Vorteile soll das Kuh-Pissoir haben, aber kapieren die Kühe auch, dass sie aufs Klo sollen? «Im Rahmen einer Studie haben wir festgestellt, dass die Kühe innerhalb einer Woche das System kennen», erklärt Tolkamp dem Schweizer Bauer. Die Tiere würden sich rasch an das System anpassen und dann gar freiwillig auf die Toilette gehen statt auf den Boden zu machen.

Pro Kuh sammelt die Anlage etwa zwölf Liter Urin pro Tag. Pro 25 Tiere braucht es eine Toiletten-Box.

In den Niederlanden hat die «Cow-Toilet» bereits Innovationspreise gewonnen und wird auf sechs Betrieben eingesetzt. In Deutschland gibt es einen Hof, der das Kuh-Pissoir nutzt. In der Schweiz ist das System seit November erhältlich. Kostenpunkt: 25'000 Franken für eine Box.

Erste Feldversuche in der Schweiz geplant

Die ersten Reaktionen der Landwirte bei Messen seien sehr positiv ausgefallen, sagt Frank Rindlisbacher, Geschäftsinhaber der Rindlisbacher AG, die die Toilette in der Schweiz vertreibt. «Wir haben bereits viele Interessenten. Wir merken, dass Umweltthemen in der Gesellschaft stark bewegen. Und mit dem System können wir direkt am Tier mit hohem Wirkungsgrad Emissionen senken. Das überzeugt.»

Anfang kommenden Jahres seien erste Feldversuche auf Schweizer Höfen geplant. Rindlisbacher ist überzeugt, dass das System Schule macht. Und die meisten Kühe in der Schweiz künftig ins Pissoir pinkeln.

veröffentlicht: 17. Dezember 2022 11:49
aktualisiert: 17. Dezember 2022 11:58
Quelle: FM1Today

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