Sei es nach einem langen Wiedersehen oder zum Geburtstag: In der Schweiz wird das «Cüpli» gerne zum Anstossen im gesellschaftlichen Beisammensein getrunken. «Vor allem Prosecco erfreut sich bei unserer Kundschaft an grosser Beliebtheit», heisst es von der Medienstelle Aldi Suisse. «Einen wesentlichen Grund für die steigende Nachfrage sehen wir im attraktiven Preis-Leistungs-Verhältnis.» Gemäss einer neuen Studie eines Forschungsteams der Universität Padua steht der Anbau des beliebten Schweizer Genussgetränks jedoch vor grossen Herausforderungen.
«Die Geschichte von ganzen Gemeinden könnte verloren gehen»
Die Bergweinberge seien anfällig für die Folgen des Klimawandels. Dadurch ist auch die Existenz von Prosecco, Portwein und anderen renommierten Weinen gefährdert. «Das Risiko besteht nicht nur darin, ein landwirtschaftliches Produkt zu verlieren oder eine Landschaftsveränderung zu erleben», sagt Paolo Tarolli, Professor an der Universität Padua und Hauptautor der Studie. «Die Geschichte von ganzen Gemeinden und ihre kulturellen Wurzeln könnte verloren gehen.»
Die Weintraube als heikle Frucht
Bergweinberge sind üblicherweise in den Hügellandschaften von Italien, Portugal und Spanien zu finden. Sie zeichnen sich durch dünne und erodierte Böden aus. Die Trauben sind klein und haben ein höheres Schalen-Saft-Verhältnis, welches charakteristisch zum intensiven Geschmack und Aroma des Weins beiträgt. Das Wachstum und die Qualität der Bergweintrauben sind stark von der Witterung abhängig. Langanhaltende Dürreperioden, wie sie bereits im vergangenen Jahr 2022 beobachtet werden konnten, stellen ein grosses Problem dar. Andere extreme Wetterereignisse, wie dem Starkregen, beschleunigen Bodendegradation und -erosionsprozesse.
Heroischer Weinanbau findet kaum Nachfolger
Der Klimawandel ist laut der Studie nicht die einzige Bedrohung der Bergweinreben. Seit dem letzten halben Jahrhundert ist die Landflucht ein allseits beobachtetes gesellschaftliches Phänomen. Es finden sich wenige Nachfolger für die traditionelle Bewirtschaftung der Weinreben an den steilen Hängen. Diese muss mühsam und überwiegend von Hand, ohne jegliche Hilfe maschineller Werkzeuge, ausgeführt werden. «Die neue Generation ist nicht bereit, weiterhin unter extremen Bedingungen zu arbeiten, wenn der wirtschaftliche Nutzen unbedeutend ist», so Tarolli. Um die Existenz der berühmten Weine zu bewahren, betont das Forschungsteam die Notwendigkeit einer Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern und Landwirten.
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(mnu)