Hoher Andrang nach «Ehe für alle»

Samenbanken brauchen jetzt mehr Spender

· Online seit 07.08.2022, 07:50 Uhr
Seit dem 1. Juli dürfen gleichgeschlechtliche Paare heiraten. Zudem ermöglicht die «Ehe für alle» Frauenpaaren den Zugang zu Samenbanken in der Schweiz. Nun ist für viele lesbische Paare mit Kinderwunsch aber erstmal Warten angesagt.
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Acht Kliniken in der Schweiz verfügen über ein Zertifikat zur Führung von Samenbanken. Das sind acht Kliniken, in denen die Wartelisten derzeit sehr lang sind. Für Frauenpaare mit Kinderwunsch heisst das: Nach dem langen Warten auf die Erlaubnis zur Heirat müssen sie wieder warten.

200 Babys aus Regenbogenfamilien pro Jahr

«Wir können erst für Dezember wieder Termine für Erstvisiten vergeben» wird Peter Fehr in der «SonntagsZeitung» zitiert. Er ist Leiter einer dieser acht zeritifizierten Kliniken, nämlich von der OVA IVF Clinic in Zürich. Laut Fehr wird die Nachfrage zur Samenspende gleichgeschlechtlicher Paare nach einem Peak am Anfang abnehmen und auf 30 bis 50 Inseminationen pro Jahr sinken. Hochgerechnet bedeutet das, dass etwa 200 Babys pro Jahr in Regenbogenfamilien zur Welt kommen.

Um diese Kapazität erfüllen zu können, müssen die Samenbanken aufstocken. Im Fall der Zürcher Klinik heisst das: 20 neue Spender müssen her. Dies ist aber keine leichte Aufgabe. Rund 100 potenzielle Spender sind in der Klinik gelistet, weil sich aber viele nicht eignen, sind jeweils nur um die 45 Spender im Angebot. Ungeeignet können Spender beispielsweise aufgrund von Erkrankungen oder Lebensweisen sein.

Ein Kind aus der Samenbank ist teuer

Die Inkraftsetzung der «Ehe für Alle» hat das Auswahlverfahren komplizierter gemacht. Zum Beispiel stellt sich die Frage, ob und wie stark sich das Erscheinungsbild der Co-Mutter im Samenspender widerspiegeln soll. In Zürich und Bern wird nun effektiv auch bei Frauenpaaren auf Ähnlichkeiten zwischen der Co-Mutter und dem Spender geachtet. Allerdings dürfen sich die Frauenpaare gewisse Merkmale wünschen.

Die Kosten der Insemination, medizinischer Untersuchungen und Tests müssen die Paare selbst übernehmen. Insgesamt müssen dafür etwa 1200 Franken auf den Tisch gelegt werden. Selber bezahlen – das schreibt die Krankenpflegeleistungsverordnung (KLV) vor. Ausnahmen gibt es, wenn die Insemination bei einem heterosexuellen Paar mit den Spermien des Ehemanns stattfinden kann. Dies, weil die Behandlung wegen eines gesundheitlichen Problems bei der Frau vorgenommen wird.

(hap)

veröffentlicht: 7. August 2022 07:50
aktualisiert: 7. August 2022 07:50
Quelle: ZüriToday

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