Ceneri-Eröffnung

SBB-Chef Ducrot winkt freudig – Sommaruga: «Neat macht uns stolz und stark»

04.09.2020, 16:41 Uhr
· Online seit 04.09.2020, 15:48 Uhr
Der Ceneri-Basistunnel wurde am Freitag nach jahrelangen Bauarbeiten offiziell eröffnet. Unter anderem hielten zwei Bundesräte eine Ansprache im Rahmen des Festaktes. Die Passagiere im Personenverkehr werden erst ab Dezember von der neuen Röhre profitieren.
Gerhard Lob aus Camorino

Quelle: Keystone-SDA

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Simonetta Sommaruga überliess nichts dem Zufall. Sie trug ein blau-rotes Kleid in den Tessiner Kantonsfarben, als sie am Freitagmittag den Ceneri-Basistunnel gemeinsam mit Bundesrat Ignazio Cassis und dem Tessiner Staatsratspräsidenten Norman Gobbi offiziell eröffnete.

Um 11.33 Uhr rauschte auf dem Viadukt über dem Festzelt der erste Güterzug vorbei, um die neue Röhre zu durchfahren. Ebenerdig warteten ein Giruno-Fernverkehrszug sowie ein Tilo-S-Bahn-Zug.

Das Setting war perfekt. Es unterstrich, dass der Ceneri-Basistunnel für den Güterschienenverkehr, aber auch für den Personenfern- und Nahverkehr von grosser Bedeutung ist. «Die Neue Alpentransversale Neat ist ein Jahrhundertbauwerk, das uns stolz und stark macht», wie Sommaruga betonte. Das Schweizer Volk habe klug und vorausschauend gehandelt, als es 1992 das Projekt Neat an der Urne gutgeheissen habe.

Die besten Bilder zur Eröffnung des Ceneri-Basistunnel:

«Ein historischer Moment für den Kanton mit einer neuen Identität»

«Ein futuristisches Werk, das auch unserer Zugehörigkeit zum europäischen Kontinent festigt», so Aussenminister Cassis. Für Norman Gobbi ist die Eröffnung des Ceneri-Basistunnels «ein historischer Moment für den Kanton mit einer neuen Identität». Die südlichen und nördlichen Pole rückten innerkantonal näher aneinander, so wie das bereits zwischen der deutschen Schweiz und dem Tessin mit der Inbetriebnahme des Gotthard-Basistunnels 2016 geschehen sei. Ein Bauwerk im Dienst der Umwelt und des Alpenschutzes sowie zur Entlastung der hoffnungslos verstopften Strassen.

Ob letzteres eintritt, wird sich ab Dezember weisen, wenn der Tunnel in Betrieb genommen wird, vor allem aber ab April 2021, wenn der neue Fahrplan im Nahverkehr vollständig umgesetzt wird.

Nur 50 statt 650 geladene Gäste

Im Vergleich zur Einweihung des Gotthard-Basistunnels, zu dem auch ausländische Staatsgäste wie Angela Merkel eingetroffen waren, fiel das Fest für den Ceneri-Basistunnel wesentlich bescheidener und lokaler aus. Grund dafür war auch die Corona-Pandemie. Nur rund 50 Personen statt der ursprünglich 650 geladenen Gäste waren vor Ort. Eine Art Familienfest, bei dem Dieter Schwank, Chef der AlpTransit Gotthard AG als Bauherrin, den Tunnel offiziell an die SBB als Betreiberin übergab.

Erinnert wurde mehrmals an die beiden Mineure, die während des Baus in Unfällen gestorben waren. Alphornbläser sorgen für die musikalische Einrahmung und den obligatorischen Schweizer Psalm.

Bereits am Donnerstag hatten sich internationale Delegationen der Verkehrsministerien von Italien, Österreich und Deutschland sowie ein EU-Vertreter in Locarno zu Gesprächen getroffen und einen Augenschein beim Nordportal des Ceneri-Basistunnels in Camorino genommen.

Der deutsche Staatssekretär Michael Güntner erklärte, warum es auf den Zulaufstrecken zur Neat in Deutschland zu jahrelangen Verzögerungen kommt: «In Deutschland gibt es berechtigte Anliegen der Bürgerinnen und Bürger in Bezug auf die Lärmschutz- und Umweltbelastungen; deshalb können wir die Schienenverbindungen zur bauen, wenn wir die Bürger auch mitnehmen; das kostet etwas mehr Geld und Zeit, ist aber in sich richtig.» Zu einem konkreten Datum der Fertigstellung der Verdoppelung der Rheintalstrecke wollte er sich nicht festlegen.

veröffentlicht: 4. September 2020 15:48
aktualisiert: 4. September 2020 16:41
Quelle: CH Media

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