Ukrainekrieg

Schaffhauser Scharfschütze kämpft gegen Russland

18.01.2023, 07:43 Uhr
· Online seit 18.01.2023, 07:36 Uhr
Der 47-jährige Avi Motola kämpft als Scharfschütze bei der ukrainischen Armee. Für seinen Kriegseinsatz drohen dem Schaffhauser in der Schweiz bis zu drei Jahre Gefängnis.
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Er ist der erste Schweizer Kämpfer in der Ukraine, der an die Öffentlichkeit tritt: Avi Motola. Der 47-jährige Schaffhauser kämpft als Scharfschütze für eine ukrainische Spezialeinheit gegen Russland, wie er den Zeitungen von CH-Media und der SRF-Sendung «Rundschau» erzählt.

Wie kommt ein gelernter Zimmermann dazu, sich als Söldner in einem fremden Land zu verdingen? Gemäss Motola ist er im März 2022 mit einer Hilfsorganisation nach Kiew gekommen. Zwei Ereignisse hätten ihn aber weg von der humanitären Hilfe hin zum bewaffneten Kampf gebracht: Einerseits der grausame Mord an einem sechs- oder siebenjährigen Mädchen ausserhalb von Kiew, andererseits sei er dabei gewesen, als russische Soldaten auf Zivilisten schossen, die eigentlich evakuiert werden sollten.

Seine Konsequenz daraus: «Danach gab es für mich nur noch die Möglichkeit, die Russen mit der Waffe zu bekämpfen», erzählt Motola. Und weiter: «Ich fühle mich betroffen, wenn unschuldige Zivilisten gefoltert, massakriert und in Massengräbern verscharrt werden.»

«Was zum Teufel mache ich hier?»

Motola lebte die letzten Jahre vor dem Krieg ausserhalb der Schweiz, er gründete eine Familie. Dass er seinen 4-jährigen Sohn zurückgelassen habe, sei das grösste Opfer gewesen, erzählt er dem SRF. Er sagt: «Ich stelle mir jeden Tag die Frage: Was zum Teufel mache ich hier? Aber wenn jeder nicht kämpfen würde, der etwas zu verlieren hätte, dann wäre es schon lange vorbei»

Der Schweizer dient in einer Eliteeinheit, Einsätze hatte er an der Ostfront in den russisch-besetzten Gebieten. Ihm sei es aber nicht darum gegangen, Krieg zu spielen oder Menschen zu töten. «Mir geht es um die Zivilisten, die ich retten kann. Ukrainer, gerade auf dem Land, sind sehr gutherzige und bodenständige Leute. Sie von den Russen befreien zu können – das waren sehr bewegende Einsätze.»

In der Schweiz droht das Gefängnis

Für seinen Kriegsdienst gegen Russland droht dem Schaffhauser in der Schweiz eine Gefängnisstrafe, anders als in vielen Ländern, wo es nicht per se verboten ist, in fremden Armeen zu dienen. Motola muss mit einer Gefängnisstrafe von bis zu drei Jahren rechnen, wenn er in die Schweiz zurückkehrt.

Das sei ihm bewusst, doch es kümmert Motola nicht gross: «Ich habe nicht vor, in die Schweiz zu reisen.» Denn: Es gebe angesichts des russischen Vernichtungskriegs gegen die Ukraine Wichtigeres als schweizerische Gesetzesparagrafen. (jaw)

Warum er sich als Jude in der Ukraine sicherer fühlt, als in Zürich oder Berlin, erfährst du in der Zeitung deiner Region:

veröffentlicht: 18. Januar 2023 07:36
aktualisiert: 18. Januar 2023 07:43
Quelle: ZüriToday

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