Von wegen mehr Bio

Schweiz tritt beim Öko-Fleisch auf die Bremse

24.05.2022, 13:30 Uhr
· Online seit 24.05.2022, 13:24 Uhr
Schweizerinnen und Schweizer essen immer mehr Fleisch, doch der Anteil an Bio-Produkten nimmt ab. Für den Schweizer Tierschutz ist die Ursache hierfür der hohe Preis für Label-Fleisch. Der Verband will nun politisch handeln.
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Der Anteil von tierfreundlich erzeugtem Fleisch auf Schweizer Tellern geht zurück. Das zeigen Zahlen, die der Schweizer Tierschutz am Dienstag veröffentlicht hat. Zwar ist der Fleischkonsum 2021 im Vergleich mit dem Vorjahr insgesamt um fast 2 Prozent gewachsen, Fleisch mit Bio-Labeln hatte hierbei allerdings das Nachsehen, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet.

Ist Label-Fleisch zu teuer?

Bei den Kühen etwa habe der Anteil von Bio und anderen Labeln von 36,6 Prozent im Jahr 2019 auf 31,9 Prozent abgenommen, bei Mastschweinen von 35 auf 30,5 Prozent. Die tierfreundliche Mastpouletproduktion stagnierte bei gut 8 Prozent. Auch bei Lämmern und Kälbern ging der Bio-Anteil zurück.

Der Befund ist überraschend, nahm doch in den vergangenen Jahren das Interesse an nachhaltig und artgerecht produzierten Lebensmitteln zu. Der Schweizer Tierschutz ortet die Ursache in der Preisgestaltung des Bio-Fleischs. Dort seien die Preisdifferenzen zum konventionellen Fleisch zu hoch. Das schrecke Konsumentinnen und Konsumenten ab.

Schweizer Tierschutz will gegensteuern

Kassieren die grossen Lebensmittelhändler also beim Bio-Fleisch über Gebühr ab? Migros und Coop weisen die Vorwürfe der Tierschützer zurück. Die Migros stehe in einem intensiven Wettbewerb, in dem Kunden überteuerte Produkte sofort erkennen und meiden würden, wird ein Sprecher zitiert. Daher sei es gar nicht möglich, mit Label-Produkten eine höhere Marge zu erzielen.

Dass zwischen konventionellen und Label-Fleisch eine besonders grosse Preisschere besteht, zeigen verschiedene Marktanalysen. Weil der Label-Markt stagniert und sogar teils rückläufige Tendenzen aufweist, will der Schweizer Tierschutz nun politisch aktiv werden. Er prüft laut «Tages-Anzeiger» verschiedene Optionen, um das Ungleichgewicht im Label-Markt zu beheben, unter anderem eine Volksinitiative.

(osc)

veröffentlicht: 24. Mai 2022 13:24
aktualisiert: 24. Mai 2022 13:30
Quelle: Today-Zentralredaktion

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