Schweiz will Tempo beim Ausstieg aus Erdöl und Erdgas

02.12.2018, 12:29 Uhr
· Online seit 02.12.2018, 11:58 Uhr
Knapp die Hälfte der Schweizer Bevölkerung will innert zwanzig Jahren aus den fossilen Energien aussteigen. Eine Mehrheit würde dafür nötigenfalls auch höheren CO2-Abgaben zustimmen.
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Dies zeigt die aktuelle repräsentative Univox-Umwelt-Befragung von gfs-zürich, die am Sonntag veröffentlicht wurde. Die Mehrheit der Befragten (61 Prozent) schätzen die verbleibende Zeit für einen klimaverträglichen Ausstieg aus Erdöl und Erdgas nach den Vorgaben des Pariser Klimaabkommens auf höchstens zwanzig Jahre. Diese Einschätzung stimmt laut den Studienautoren gut mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen überein.

Die Befragten wollen das Pariser Abkommen auch zum Massstab für die Schweizer Klimapolitik nehmen. 47 Prozent von ihnen sind der Meinung, die Schweiz sollte sich zum Ziel setzen, innerhalb von zwanzig Jahren aus den fossilen Energien auszusteigen. 21 Prozent der Befragten ginge dies hingegen zu schnell. 83 Prozent stimmen der Aussage zu, dass die Schweiz den CO2-Ausstoss ausschliesslich oder vor allem im Inland senken sollte.

Die Studie von gfs-zürich, dem WWF Schweiz und Swisscleantech wurde zeitgleich mit dem Beginn der Uno-Klimakonferenz in Katowice veröffentlicht. Bundespräsident Alain Berset und Bundesrätin Doris Leuthard werden die Schweiz in Polen vertreten und sich gemäss dem Mandat des Bundesrats für robuste und detaillierte Regeln einsetzen, die eine wirksame Umsetzung des Pariser Übereinkommens ermöglichen. Dieses sieht vor, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen.

Um dieses Ziel zu erreichen, würden die Befragten auch konkrete Klimaschutz-Massnahmen in Kauf nehmen. So finden 41 Prozent, dass die CO2-Abgaben erhöht werden sollten, wenn der CO2-Ausstoss nicht genügend sinkt, 33 Prozent sind dagegen. Besonders gross ist die Zustimmung in der Deutschschweiz (53 Prozent), während in der Romandie nur 13 Prozent dieser Meinung sind.

Noch populärer wären verbindliche Vorschriften für den Ersatz von Ölheizungen (49 Prozent dafür, 18 Prozent dagegen) und eine weitere Förderung von energetischen Gebäudesanierungen (53 Prozent gegen 16 Prozent).

Mehr als die Hälfte der Bevölkerung gibt zudem an, dass der Klimawandel für sie ein Grund ist, den eigenen Lebensstil zu überdenken. In der Deutschschweiz wird diese Einstellung stärker vertreten als in der Westschweiz. Auch Frauen, gut Ausgebildete und Sympathisanten der Grünen, Grünliberalen und der SP stimmten dieser Aussage stärker zu als Männer, Personen mit mittlerem Bildungsniveau und Anhänger von FDP, CVP und SVP.

Insgesamt sehen sich 57 Prozent der Befragten als «überdurchschnittlich umweltbewusst», aber nur 44 Prozent gaben an, dass sie sich auch «überdurchschnittlich umweltbewusst» verhalten. Bei diesen wiederkehrenden Fragen liegen die Resultate in der Nähe des langjährigen Mittels.

Die Langzeitbefragung untersucht regelmässig die Umwelteinstellung der Schweizer Bevölkerung, dieses Jahr mit dem Schwerpunktthema Klimawandel. Befragt wurden vom 20. August bis 7. September insgesamt 1015 Personen in der Deutsch- und Westschweiz. Der Vertrauensbereich liegt bei plus/minus 3,1 Prozentpunkten.

veröffentlicht: 2. Dezember 2018 11:58
aktualisiert: 2. Dezember 2018 12:29
Quelle: SDA

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