Schweiz

Seco sieht keine Hinweise auf eine drohende Entlassungswelle im Herbst

10.08.2020, 10:00 Uhr
· Online seit 10.08.2020, 09:57 Uhr
Die Arbeitslosigkeit ist seit dem Mai nicht mehr gestiegen, liegt aber deutlich höher als im Vorjahr. Das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) zeigt sich zuversichtlich, dass die befürchtete Entlassungswelle nicht eintreten wird.
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(wap) Auch wenn in den Medien oft von einer drohenden Kündigungswelle infolge der Coronakrise die Rede sei, gebe es derzeit keine Zahlen, die dies stützten, sagte Boris Zürcher, Leiter der Direktion für Arbeit beim Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) am Montag an einer Medienkonferenz in Bern. «Wir sind verhalten zuversichtlich, dass die Katastrophe am Arbeitsmarkt nicht eintreten wird», erklärte er. Vielmehr deuten die Zahlen laut Zürcher darauf hin, dass der grösste Einbruch bereits vorüber ist.

Für den verhaltenen Optimismus nannte Zürcher mehrere Gründe. Zum einen habe der Bundesrat die Bezugsdauer für Kurzarbeitsentschädigungen auf 18 Monate verlängert. Firmen, die im März Kurzarbeit beantragt haben, können diese also im September um ein weiteres Jahr verlängern. Zum anderen besteht bei Massenentlassungen eine Sozialplanpflicht, und während der Kündigungsfrist darf keine Kurzarbeitsentschädigung mehr ausgerichtet werden. Im Herbst viele Leute zu entlassen, wäre für die Unternehmen deshalb eine vergleichsweise teure Option, so Zürcher.

Saisonaler Anstieg der Arbeitslosigkeit wahrscheinlich

Um die Lage besser abschätzen zu können, hat das Seco von den Kantonen Daten zu Massenentlassungen angefordert. Solche müssen gemäss Gesetz vorgängig beim Kanton angekündigt werden. Der Überblick zeigt laut Zürcher, dass derzeit schweizweit etwa 8'000 Massenentlassungen angekündigt sind. Erfahrungsgemäss werde in solchen Fällen aber jeweils nur rund ein Drittel der angekündigten Kündigungen ausgesprochen.

Trotzdem rechnet das Seco im Herbst mit einem saisonalen Anstieg der Arbeitslosigkeit, vor allem in den Bereichen Gastronomie und Baugewerbe. Negativ auswirken könne sich ausserdem, dass Unternehmen derzeit vorsichtiger seien, wenn es um Neuanstellungen gehe.

Junge am stärksten betroffen

148'870 Personen waren Ende Juli arbeitslos gemeldet, dies entspricht einer Arbeitslosenquote von 3,2 Prozent. Gegenüber Juli 2019 hat sich die Arbeitslosigkeit damit um 52,6 Prozent erhöht.

Besonders stark betroffen sind Jugendliche. Im Vergleich zum Juli 2019 ist die Jugendarbeitslosigkeit um 65,3 Prozent gestiegen. Bei den Personen über 50 Jahren beträgt die Zunahme gegenüber dem Vorjahresmonat 43,1 Prozent. Verglichen mit dem letzten Monat hat sich wenig verändert, Ende Juli waren 1419 Personen weniger arbeitslos gemeldet als Ende Juni.

veröffentlicht: 10. August 2020 09:57
aktualisiert: 10. August 2020 10:00
Quelle: CH Media

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