Verhinderung von Staus

Sommaruga will Tempo 60 auf der Autobahn prüfen

· Online seit 12.07.2022, 07:32 Uhr
Der Zeitverlust durch Staus ist in der Schweiz hoch, dadurch entsteht ein Schaden von bis zu zwei Milliarden Franken. Nun prüft der Bund radikale Massnahmen zur schnelleren Auflösung der Blechlawinen.
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Stau ist nicht nur ärgerlich, sondern verursacht auch einen hohen Schaden für die Schweizer Wirtschaft. 32'500 Staustunden gab es letztes Jahr auf den Schweizer Nationalstrassen. Gemäss Bundesamt für Raumentwicklung entsteht dadurch jährlich ein Schaden von über zwei Milliarden Franken.

Astra prüft Massnahmen

Das Bundesamt für Strassen (Astra), dem Bundesrätin Simonetta Sommaruga vorsteht, will nun dagegen vorgehen. Die radikalste Massnahme, die derzeit geprüft wird, ist Tempo 60 auf der Autobahn. Allerdings nicht durchgehend, sondern dort, wo es zu Staus kommt. «Wir prüfen, ob mit Tempo 60 bei den Geschwindigkeits-Harmonisierungsanlagen der Verkehr noch länger flüssig gehalten werden kann als mit Tempo 80», sagt Astra-Sprecher Benno Schmid gegenüber dem «Tagesanzeiger».

Diese Geschwindigkeits-Harmonisierungsanlagen sind elektronisch gesteuerte Tempoanzeigen, die die Höchstgeschwindigkeit je nach Verkehrsmengen automatisch anpassen können. Das Astra prüft nun, welche Auswirkungen Tempo 60 anstatt 80 hat. Man erhofft sich einen besseren Verkehrsfluss. Falls sich die Theorie bestätigen sollte, käme es allenfalls zu einem Pilotversuch. Das Astra will nächstes Jahr einen Entscheid fällen.

Dass eine Tempo-Reduktion positive Auswirkungen auf den Verkehr hat, sei erwiesen. Schmid: «Der Verkehr fliesst besser und es ereignen sich auf den so ausgerüsteten Abschnitten weniger Unfälle als vor der Inbetriebnahme der Anlagen.» Als Beispiel dient die A14 zwischen den Verzweigungen Rütihof und Rotsee im Kanton Luzern. Seit Einführung der automatischen Tempo-Reduktion konnte der Stau auf diesem Abschnitt um 60 Prozent reduziert werden.

Vorschlag trifft auf bürgerlichen Widerstand

Doch von den Plänen des Astra will der Automobil-Club ACS nichts wissen. ACS-Präsident und SVP-Nationalrat Thomas Hurter meint: «Das ist völlig unnötig.» Zwar sei man nicht gegen dynamische Verkehrssteuerung, aber Tempo 60 gehe zu weit. Auch FDP-Chef Thierry Burkardt, Präsident des Schweizerischen Nutzfahrzeugverbands (Astag), ist dagegen. Tempo 60 würde den Verkehr auf der Autobahn nur auf die Hauptstrassen verlagern: «Das wäre kontraproduktiv und wird vom Astag abgelehnt.»

(jaw)

veröffentlicht: 12. Juli 2022 07:32
aktualisiert: 12. Juli 2022 07:32
Quelle: Today-Zentralredaktion

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