Bittere Aussichten

Strompreise werden durchschnittlich um 27 Prozent steigen

· Online seit 06.09.2022, 16:36 Uhr
Der Strompreis wird gemäss Berechnungen der Elektrizitätskommission Elcom im nächsten Jahr um durchschnittlich 27 Prozent ansteigen. Die Unterschiede könnten jedoch lokal noch sehr viel höher ausfallen.
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Gemäss den Berechnungen der Elcom bezahlt ein typischer Haushalt im kommenden Jahr 26.95 Rappen pro Kilowattstunde. Dies entspreche einer Zunahme von 5.77 Rappen pro Kilowattstunden oder 27 Prozent. Auf das Jahr gerechnet ergibt sich gemäss der Elcom so eine Stromrechnung von 1215 Franken oder 261 Franken mehr als im Vorjahr.

Aber Achtung: Die Preise variieren innerhalb der Schweiz zwischen den Netzbetreibern teils erheblich. Grund sind laut der Elcom vor allem die grossen Unterschiede bei der Energiebeschaffung und dem Anteil der Eigenproduktion.

Berner Betreiber mit 175 Prozent Teuerung

Die absolut grösste Steigerung verzeichnet laut Elcom der Berner Netzbetreiber Licht- und Kraftgenossenschaft Richigen. Dort beträgt die Zunahme satte 45.08 Rappen pro Kilowattstunde respektive 175 Prozent. Die jährliche Stromrechnung schlägt dort gemäss Modellrechnung um rund 2029 auf 3185 Franken auf.

Für die Bürgerinnen und Bürger richtete die Elcom online einen Strompreisvergleich ein, der Kantone, Gemeinden und Stromanbieter berücksichtigt. Wegen des Ansturms der Nutzenden auf die Seite nach Bekanntgabe der massiven Preiserhöhungen am Dienstagmittag war die Internetseite vorübergehend sogar nicht mehr erreichbar, wie eine Elcom-Sprecherin der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte.

Ukraine-Krieg und Kraftwerkausfälle

Ein Grund für die gestiegenen Strompreise liege in den rekordhohen Tarifen am Grosshandelsmarkt, an dem Strom beschafft wird. Diese sind laut dem Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen VSE bereits Ende des letzten Jahres stark gestiegen aufgrund von höheren Brennstoff- und CO2-Preisen sowie Kraftwerksausfällen insbesondere in Frankreich. Der Ukraine-Krieg und die daraus resultierende Energiekrise mit weniger Gas- und Kohleimporten aus Russland und die Trockenheit verschärften die Preissituation an den Märkten zusätzlich.

Bund plant keine Hilfen für Private

Trotz saftiger Aufschläge beim Strompreis plant der Bund vorerst keine Entlastung für Privathaushalte. Der Bundesrat sehe keinen Bedarf für sofortige Massnahmen zur Abfederung der gestiegenen Preise, teilte ein Sprecher des Eidgenössischen Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung WBF mit. Derzeit gingen die Prognosen davon aus, dass die Inflation im kommenden Jahr wieder sinken werde, hiess es in der Stellungnahme.

Der Gewerkschaftsbund sorgte sich um die Haushalte insbesondere mit tiefen Einkommen. Für diese sei der Anstieg der Stromrechnung um mehrere hundert Franken nicht zu verkraften. Es brauche deshalb schnell griffige flankierende Massnahmen, teilte die Organisation mit.

Rund 630 Stromversorger

Der Konsumentenschutz hingegen kritisierte die Stromunternehmen. Diese erwirtschafteten teils ungerechtfertigte Gewinne auf dem Rücken der Konsumenten, schrieb er in einer Mitteilung. Oftmals verrechneten Stromunternehmen Grundgebühren wie etwa für Anschlüsse, Servicepauschalen oder ähnliche Grundpreise ohne effektiven Energiebezug. Solche Pauschalen verzerrten die Kostenwahrheit der Stromrechnung und hielten die Menschen vom Energiesparen ab.

Die rund 630 lokalen Stromversorger mussten bis Ende August der Elcom die Tariferhöhungen für das Jahr 2023 melden. Die Aufsicht prüfte danach die Kostenrechnungen. Sie kann ungerechtfertigte Strompreiserhöhungen untersagen oder bei zu hohen Preisen Absenkungen verfügen.

(sda/baz)

veröffentlicht: 6. September 2022 16:36
aktualisiert: 6. September 2022 16:36
Quelle: Today-Zentralredaktion

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