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Studie: Skurriles Reptil mit Giraffenhals lebte im Wasser

07.08.2020, 11:31 Uhr
· Online seit 07.08.2020, 08:12 Uhr
Ein skurriles Reptil mit einem Hals wie eine Giraffe und Nasenlöchern wie ein Krokodil hat der Wissenschaft seit Jahrzehnten Rätsel aufgegeben. Nun konnten Zürcher Forscher den Schädel eines Fossils fast vollständig rekonstruieren.
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(dpa/rwa) Das Viech, Tanystropheus genannt, könnte für Abbildungen des sagenumwobenen Monsters im schottischen Loch Ness Pate gestanden haben. Es hatte auch einen ähnlichen Lebensraum wie eine Studie unter der Leitung der Universität Zürich (UZH) zeigt: Paläontologen haben mit neuester Computertomographie herausgefunden, dass Tanystropheus vor etwa 242 Millionen Jahren tatsächlich im Wasser lebte, wie sie in der Fachzeitschrift «Current Biology» berichten.

Sie konnten den Schädel eines stark zertrümmerten Fossils dreidimensional fast vollständig rekonstruieren, und fanden daran zahlreiche Anpassungen an das Leben im Wasser. So befanden sich die Nasenlöcher des Tanystropheus wie bei heutigen Krokodilen auf der Oberseite der Schnauze. Die Zähne waren lang und gebogen und damit perfekt geeignet, glitschige Beute wie Fische und Tintenfische zu fangen. Ein besonders guter Schwimmer war der Tanystropheus allerdings nicht, wie seine Gliedmassen und der Schwanz zeigen.

Überreste an der italienisch-schweizerischen Grenze

«Wahrscheinlich jagte er, indem er langsam durchs trübe Wasser schwamm und sich seiner Beute heimlich näherte», sagt UZH-Paläontologe Stephen Spiekman. «Sein kleiner Kopf und der sehr lange Hals halfen ihm, möglichst lange verborgen zu bleiben.» Der Hals von Tanystropheus war dreimal so lang wie sein Torso. Bislang rätselten Paläontologen, ob das Tier an Land oder im Wasser lebte. Überreste wurden vor allem auf dem gut 1000 Meter hohen Monte San Giorgio an der Grenze zwischen der Schweiz und Italien gefunden.

Die Wissenschafter korrigierten auch die Annahme, dass es sich bei den dort gefundenen Tanystropheus-Fossilien um Jungtiere und Erwachsene derselben Art handelt. Das Gebiss unterscheide sich und die Wachstumsringe der Knochen der kleineren Tiere deuteten darauf hin, dass es sich ebenfalls um ausgewachsene Exemplare handelte, also um eine separate Art. Die kleinen Tiere ernährten sich laut Spiekmann wahrscheinlich von kleinen Schalentieren wie Krabben, während die grossen Jagd auf Fische und Tintenfische machten.

veröffentlicht: 7. August 2020 08:12
aktualisiert: 7. August 2020 11:31
Quelle: CH Media

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