Alles oder nichts

Swisscom & Co. legen sich wegen Stromspar-Plänen mit Guy Parmelin an

05.12.2022, 08:45 Uhr
· Online seit 05.12.2022, 08:32 Uhr
Die Schweizer Telecom-Anbieter Swisscom, Salt und Sunrise haben sich zu einer Krisensitzung mit dem Wirtschaftsdepartement des Bundes getroffen. Die drei Unternehmen sehen sich ausserstande, die Stromsparziele für eine Notlage umsetzen zu können. Für den Fall von Netzabschaltungen malen sie ein düsteres Szenario.
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Für den Fall, dass der Bund wegen Strommangel eine Abschaltung von Internet, Telefon und Mobilfunk anordnet, warnen Swisscom, Sunrise und Salt vor «Plünderungen und bürgerkriegsähnlichen Zuständen», wie der «Tages-Anzeiger» am Montagmorgen berichtet. An der entsprechenden Sitzung mit Vertretern des Bundes sei es hitzig zu und her gegangen.

Alles oder nichts

Für die Telecom-Firmen gebe es im Stromsparplan des Bundes zwei Schwachstellen: Erstens könnte eine regionale Abschaltung der Elektrizität, wie sie vom Bundesrat vorgesehen ist, zu einem Zusammenbruch der Telekommunikation in der ganzen Schweiz führen. Wenn etwa Zürich zum Stromsparen verdonnert würde, könnte man auch in Basel und Bern nicht mehr telefonieren. Zu eng verzahnt seien die Telecom-Systeme.

Auch zur Umsetzung der vom Bund geplanten Sparziele für Grossbezüger sehen sich die Unternehmen ausserstande. Es sei technisch nicht machbar, den Energieverbrauch der Netze um 20 bis 30 Prozent zu reduzieren. Auch hier laute die Devise: alles oder nichts. Für den Betrieb der Infrastruktur seien stets 100 Prozent des heute verwendeten Stroms nötig. Ein reduzierter Betrieb sei unmöglich.

Bund erwartet Einschränkung von Unterhaltungsangeboten

In Bern sieht man das anders. Das Departement von Wirtschaftsminister Guy Parmelin erwarte von den Telecom-Firmen, dass sie Vorkehrungen zur Aufrechterhaltung eines Grundangebots im Notfall treffen – und weniger essenzielle Dienste abschalten. Online-TV, Netflix oder Games sollten also eingeschränkt werden, damit das Telefon weiterhin funktioniere.

Swisscom und Co. verlangen laut Tages-Anzeiger nun vom Bundesrat, von den geplanten Stromrationierungen ganz ausgenommen zu werden. Eine Lösung im Streit sei nicht erkennbar. Heute wolle sich auch das Parlament mit der Angelegenheit befassen. Nicht weniger als fünf Fraktionen wollten Fragen dazu an den Bundesrat richten. Vorderhand bleibt allen Beteiligten nur zu hoffen, dass die befürchtete Strommangellage nicht eintritt.

(osc)

veröffentlicht: 5. Dezember 2022 08:32
aktualisiert: 5. Dezember 2022 08:45
Quelle: Today-Zentralredaktion

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